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Willms-Schüler in Delmenhorst befassen sich mit Thema Flucht

20.06.22 | NOZ / Delmenhorster Kreisblatt

Vorherige Pressebeiträge

Flucht und Vertreibung gibt es seit 2015 fortlaufend. In der allgemeinen Nachrichtenlage geht das manchmal unter. So haben sich jetzt Willms-Schüler dem Thema genähert.

Es ist eine einfache Geste: Ein Junge legt seinen Arm über die Schulter des anderen. Die Geste könnte Hilfe ausdrücken, Unterstützung für einen Mitmenschen. Auf dem Plakat selbst prangt dann noch das Wort „Flucht“ in mehreren Sprachen, auf Englisch, Deutsch, Arabisch, Türkisch, Rumänisch, Bulgarisch und Russisch. „Das Wort ,Flucht‘ soll einen Kontrast ausdrücken: Auf der einen Seite die Vertreibung, die man erfahren musste, auf der anderen aber auch die Hoffnung, dass das Leben künftig besser wird“, beschreibt die Schülerin Johanna, die mit ihren Mitschülern das Plakat gestaltet hat.

Schüler aus mehr als 25 Nationen besuchen das Willms

Am Montag wurde am Willms-Gymnasium ein Aktionstag zum Weltflüchtlingstag abgehalten. Die rund 130 Schülerinnen und Schüler aus dem zehnten Jahrgang haben sich in unterschiedlichen Gruppen mit dem Thema Flucht beschäftigt. Der Graffiti-Workshop mit dem Künstler Mika Springwald, an dem Johanna mit ihrer Gruppe teilnahm, war dabei nur eines von mehreren Angeboten. Die verschiedenen Sprachen auf dem Plakat übrigens sollen die Muttersprachen der beteiligten Schüler repräsentieren.

„Das Willms besuchen Schülerinnen und Schüler aus mehr als 25 Nationen. Wir sind eine sehr bunte Schule“, sagt Lehrer Matthias Barth, einer der Initiatoren des Aktionstages. Barth, seit 2020 am Willms, engagiert sind ehrenamtlich für den Bremer Verein Fluchtraum, der sich für die Beratung und Begleitung von Geflüchteten einsetzt. Der Weltflüchtlingstag am 20. Juni und die aktuellen Fluchtbewegungen in der Ukraine gaben den Anlass für den Aktionstag an dem Gymnasium, erzählt er. „Die Fluchtbewegungen, die 2015 begonnen haben, gibt es heute ja immer noch, wenn auch in anderer Form. Allerdings erhalten sie durch die Corona-Pandemie oder den Kriegsverlauf in der Ukraine keine große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit“, sagt Barth. Zumindest im schulischen Umfeld solle der Aktionstag dies ändern.

Aufmerksamkeit und Betroffenheit

Neben dem Graffiti-Workshop erzählten beispielsweise zwei Willms-Schüler aus Afghanistan von ihrer Flucht nach Deutschland, der Poetry-Slammer Adrian Adu brachte Jungen und Mädchen näher, sich über die Kraft der Sprache mit Flucht, Rassismus und Vielfalt auseinanderzusetzen, der Künstler Peter Eickmeyer verdeutlichte Schülern diese Themen über eine Graphic Novel zu den Seerettungen im Mittelmeer. Und der Syrer Ali Issa (26) sprach von seinen eigenen leidvollen Erfahrungen, als er Deutschland 2015 nach seiner Flucht durch neun Länder erreichte. Issa, heute ein gelernter Kinderpfleger, war 19, als er damals aufbrach. „Ich hatte noch nie so eine Schülergruppe, die mir mit solch einer Aufmerksamkeit und Betroffenheit zugehört hat. Das ist unglaublich“, sagt er. Sein Ziel habe er zweifellos erreicht:

„Ich möchte den Leuten zeigen, dass ich nicht in Europa bin, weil hier das Paradies ist. Ich will nur nicht mitten im Krieg leben – und ich will keine anderen Menschen töten.“

Flucht nach Deutschland wird es weiterhin geben

Lehrkraft Matthias Barth sagt: „Ich bin überzeugt davon, dass es auch in Zukunft verstärkt Fluchtbewegungen oder Migration nach Deutschland geben wird.“ Die Frage sei nun, wie man als Gesellschaft darauf reagiere. „Viele Geflüchtete haben Schicksale erlebt, von denen man nicht aus den Medien erfährt. Durch den Aktionstag wollen wir das Verständnis für die Betroffenen wecken. Und letztendlich – auch wenn es pathetisch klingt – zu mehr Menschlichkeit und zu einer besseren Gesellschaft beitragen.“ Also sprichwörtlich den Arm um die Schulter des anderen legen.