Delmenhorster Schüler ergreifen die Chance, die Bundesminister Wissing und Habeck zu KI-Fragen zu interviewen. Sie waren Teil eines Bitcom-Events und setzen sich für die Verbreitung von KI-Wissen ein.
Keine Scheu zeigten Monica Mesaros, Seniz Tiryaki und Keman Sonmez, als es darum ging, Politprominenz für eine Frage zu stoppen und vor die Kamera und das Mikrofon zu bekommen. Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) blieb genauso für einen Moment lang stehen wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). “Das Besondere war, dass bei diesem Euro-Event des Branchenverbandes Bitcom Teams anderer Fernsehsender überhaupt keine Möglichkeit eingeräumt bekommen hatten, Interviews zu führen”, berichtet Klaas Wiggers als einer der die Schüler betreuenden Lehrer.
Die Willms-Schülergruppe war mit ihrer Hashtag-Initiative „I make AI“ in Berlin dabei: Schüler sollen mithilfe von kurzen Videoclips vielfältige Eindrücke erhalten, wer wie wo an oder auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. Es geht um das gesamte Berufs- und Themenfeld KI. “Die sind echt cool, das lohnt sich”, hört man Bitcom-Präsident Ralf Wintergerst in der Schüler-Aufnahme im Hintergrund bei der Politprominenz werben. Minister Wissing ließ sich daraufhin zur Frage aus, wie er bereits von Künstlicher Intelligenz profitiert habe und nennt beispielhaft eine Musik-Anwendung. Vize-Kanzler Habeck antwortete, dass ihm über KI meistens zustimmende Meinungen gespiegelt würden, er wünsche sich ein Programm, dass ihn auch mit gegenteilligen Meinungen konfrontieren würde.
Beim Bitcom-Kongress ging es auch um die gesellschaftliche Akzeptanz für KI: In der Bevölkerung halten 67 Prozent der 16- bis 29-Jährigen KI für die wichtigste Zukunftstechnologie, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 64 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen liegt der Anteil bei 67 Prozent, so das Ergebnis einer in Berlin vorgestellten Untersuchung. Die Älteren ab 65 Jahren seien am skeptischsten, aber auch unter ihnen sehe über die Hälfte KI als wichtigste Zukunftstechnologie, nur 40 Prozent als vorübergehenden Hype.
“Die, die in Sachen KI unterwegs sind, müssen dringend an die Jugend ran”, so schätzt Willms-Schulleiter Stefan Nolting die Offenheit der Beteiligten bei der Bitcom-Veranstaltung ein. Es gebe einen großen Nachwuchsbedarf. “Und dann kommen diese Schüler nicht aus Berlin oder einer anderen Metropole, sondern aus Delmenhorst”, freut er sich besonders und ist stolz. Das Willms entwickele sich als einer unter 300 bundesweit exzellenten MINT-Schulen zu einer Leitschule für ganz Deutschland. “Wir waren schon im Mai die einzige Schule beim Weltkongress ‘AI for Good’ der Vereinten Nationen in Genf, nun waren wir mit einem Stand beim Europa-Event von Bitcom vertreten”, sagt Wiggers.
Es sei noch nicht klar, wohin sich der Umgang mit Künstlicher Intelligenz entwickeln werde, klar sei nur, dass alle, die am Willms Abitur machen, “mit KI zu tun haben werden”. Und seine Schüler müssten “anschlussfähig” fürs Berufsleben sein. Nolting hält es übrigens für bemerkenswert, dass die Beschäftigung mit dem Thema KI keine Männerdomäne sei. “Die Zusammensetzung der Gruppen sei mehr als paritätisch”, erklärt der Schulleiter. Ki sei “jung und weiblich”.
Die Schülergruppe aus dem zwölften Jahrgang des Willms bereite gerade 150 Video-Clips mit Statements vor, “interviewt wurden bisher Top-Leute”, so Nolting. Die 17-Jährigen hätten sich seit der elften Klasse in die Thematik eingearbeitet und blieben bis zum Abitur auch noch ein Jahr dabei. Nolting freut sich auch über materielle Unterstützung der Arbeit dieser MINT-Schüler, “es gibt auch in Delmenhorst Menschen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind”. Er denkt an den Baustoffhandel Garms, der über Spenden die Schüler für ihre Reisen nach Genf und Berlin unterstützen konnte.