Ein Champions-League-Spiel kann die Nerven eines Basketballers ohne Zweifel nachhaltig strapazieren – gegen einen Tag in der Sporthalle mit 174 Fünftklässlern muss der Europapokal aber wie ein Kurzurlaub sein. Das durfte man jedenfalls vermuten, wenn man Armin Musovic am Donnerstag so sah; der auf internationalem Parkett erprobte Profi der EWE Baskets Oldenburg hatte sich auf einer Bank niedergelassen und wirkte schon gegen kurz nach zehn relativ abgekämpft. „Ist turbulent hier“, schnaufte er – während um ihn herum gedribbelt, geworfen und gekreischt wurde.
Musovic war einer von zehn Vertretern des Oldenburger Bundesligisten, die im Rahmen der Initiave „kinder+Sport Basketball Academy“, und auf Anregung der Sportlehrkräfte Saskia Lange und Ina Tietjen, nach Delmenhorst gekommen waren, um die elf- und zwölfjährigen Schüler des Willms-Gymnasiums für den Sport zu begeistern – ohne Zweifel mit Erfolg. An den Stationen, an denen die Kinder ihr Können in verschiedenen Teildisziplinen demonstrieren sollten, herrschte ein solcher Andrang, dass sich auch erfahrene Übungsleiter die Augen rieben. „Eine fantastische Teilnehmerzahl“, schwärmte Maxim Hoffmann, der sonst die Jugend-Bundesligamannschaft der Oldenburger trainiert.
Auf Imagetour in Sachen Basketball
Drei weitere Coaches und sechs Profis begleiteten ihn, darunter mit Musovic, Haris Hujic und Marko Bacak drei Spieler, in deren Vita schon Champions-League- oder Erstliga-Erfahrung steht. In unterschiedlicher Besetzung touren die Baskets seit 2011 durch das Oldenburger Umland, um die eigene Marke zu etablieren, Talente zu entdecken – speziell aber, um den Basketball populärer zu machen, was in der Region auch durchaus nötig ist. Beim Delmenhorster TV läuft es mit drei Erwachsenen- und drei Jugendteams gerade bestens, der Landkreis Oldenburg ist dagegen in Sachen Basketball ein beinahe unerschlossenes Land. Es gibt nur drei Herrenteams im Spielbetrieb, keine Damen – und vor allem: auch keine einzige Jugendmannschaft.
Lob für den Delmenhorster TV
Während Basketball in der Stadt Oldenburg und in Maßen auch in Delmenhorst nach wie vor in Mode ist, gelingt es im Landkreis seit Jahren keinem Verein, genug Nachwuchs auszubilden. „Aber dafür machen wir das ja. Wir sehen uns als Werbeträger für den Basketball in der ganzen Region“, sagt Hoffmann – und lobt den DTV für dessen Jugendabteilung: „Dort wird gute Arbeit geleistet.“ Der Delmenhorster Club könnte von Aktionen wie am Donnerstag ebenfalls profitieren, glaubt der Baskets-Coach. „Ziel ist es natürlich schon, dass einige Kinder Blut lecken und auch im Verein anfangen“, sagt er. Knapp 15 Schulen besucht er mit der Basketball Academy jedes Jahr, dazu gibt es offene Events in Oldenburg – 2000 bis 2500 Schüler kommen da im Jahr zusammen. „So viele wie in Delmenhorst hatten wir aber fast noch nie“, berichtet Hoffmann.
Unzählige Autogramme
Er staunte auch über das beachtliche Niveau der Nachwuchs-Korbjäger, die sich an fünf Stationen bewähren mussten, um zunächst den weißen und dann den gelben Leistungsgrad zu erreichen und sich ein Trikot in eben dieser Farbe zu verdienen. Bis zum maximalen schwarzen Shirt kann sich jeder bei offenen Trainings in Oldenburg vorarbeiten. Erst acht Spielern ist das überhaupt gelungen, sie alle spielen inzwischen für das Nachwuchsleistungszentrum der Baskets.
Für die meisten Willms-Schüler waren bereits die ersten beiden Stufen Herausforderung genug, am Ende fuhren aber auch die Baskets-Profis mit höchster Muskelgefahr zurück nach Oldenburg – und zwar besonders im Handgelenk. In jeder Pause wurden Spieler und Trainer von Autogrammjägern umringt, selbst Referendarin Saskia Lange musste unzählige Trikots signieren – das passiert einer Sportlehrerin auch nicht jeden Tag.