„Ermittle die acht kleinsten Zahlen, die die Quersumme 60 haben!“ Wer bei so einer Anweisung gleich abschaltet, kann bei der Mathematik-Olympiade nicht viel erreichen. Linus Jonte Gronau blüht bei solchen Aufgaben erst richtig auf. Der Delmenhorster Schüler ist für das Gymnasium an der Willmsstraße zum zweiten Mal bei der Mathematik-Olympiade auf niedersächsischer Landesebene angetreten. Mit vollem Erfolg: Er hat als einer von ganz wenigen die volle Punktzahl erreicht und durfte dieses Jahr eine Goldmedaille mit nach Hause nehmen.
Logisches Denken, Kombinationsfähigkeit und ein kreativer Umgang mit mathematischen Methoden – wer den herausfordernden Wettbewerb gewinnen will, muss viele Qualitäten mitbringen. „Das ist sehr anspruchsvoll“, sagte Schulleiter Stefan Nolting. Umso mehr freue er sich, dass einer seiner Schüler es bis an die Spitze geschafft hat – und dann auch noch mit Bestwertung. 40 von 40 möglichen Punkten hat Linus Jonte Gronau erreicht. Eine Punktzahl, die in den vergangenen 20 Jahren nur 15 Schülerinnen und Schüler geschafft haben. „Das ist eine ganz außergewöhnliche Leistung“, erklärte Nolting, „und wir sind alle sehr stolz auf Linus Jonte.“
Der „älteste und bedeutendste“ Mathematik-Wettbewerb wird jährlich bundesweit angeboten, aber in jedem Bundesland selbstständig durchgeführt. Es gibt drei Runden, in denen sich Schülerinnen und Schüler in den Klassen 5 bis 13 beweisen können. Die Aufgaben der ersten Runde werden dabei zuhause gelöst, die zweite Stufe findet als Klausur an der Schule statt und die Landesrunde der Olympiade dann am Mathematischen Institut der Universität Göttingen. Normalerweise, denn coronabedingt durften die Finalisten des diesjährigen Wettbewerbs nicht nach Göttingen reisen.
Der zehnjährige Linus Jonte, der im vergangenen Jahr als Frühstarter bereits für das Willms-Gymnasium an der Olympiade antrat und auf Anhieb Silber gewann, hat schon Wettbewerbserfahrung und ging daher eher gelassen an die Aufgaben. Innerhalb von drei Stunden mussten die Testaufgaben gelöst werden. „Davor hatte ich schon etwas Respekt“, erzählte Linus Jonte. „Man muss üben, sonst kann man viele Punkte verlieren“. Denn bei der Olympiade zählt nicht nur das richtige Ergebnis, auch der Weg dahin muss beschrieben werden. „So eine Beweisführung ist nicht immer leicht“, sagte Nolting. „Da muss man nicht nur mathematisch, sondern auch sprachlich ganz genau sein.“
Wer auf der Landesebene gewinnt, kann sich bei einem bundesweiten Wettbewerb messen und sogar für die Internationale Mathematik-Olympiade qualifizieren. Linus Jonte ist dafür aber noch zu jung. „Das geht erst ab der 8. Klassen“, erklärte Béatrice Gronau, Studienrektorin am Willms-Gymnasium und Linus Jontes Mutter. In der Zwischenzeit übt und misst sich der Mathebegeisterte mit anderen Schülerinnen und Schülern in der AG „Mathematik für Wettbewerbe“. Weil diese stufenübergreifend angeboten wird, musste sie coronabedingt ausfallen. „Wir hoffen, dass wir die AG bald wieder anbieten dürfen“, sagte Nolting. „Das ist besonders wichtig für unsere sehr begabten Schüler, dort können sie Mathe auf unterschiedlichen Ebenen entdecken.“ Für Linus Jonte steht so oder so fest: „Ich will im nächsten Jahr wieder an der Mathematik-Olympiade teilnehmen.“