Einen “außergewöhnlichen” Jahrgang verabschiedet das Willms-Gymnasium in Delmenhorst in diesem Jahr. Allein drei Schüler haben ihren Abschluss mit Bestnote gemacht. Wie sie das geschafft haben, erzählen sie.
Wenn man es genau nimmt, dann müsste auf dem Zeugnis der drei Willms-Abiturienten Mayra Weber, Daniel Wiebe und Malte Kretschmer eine 0,8 oder 0,9 stehen. Doch in Deutschland ist nun einmal die 1,0 die beste Note, die man erreichen kann. Dass ein Gymnasium gleich drei solche Überflieger in einem Jahrgang hat, kommt durchaus vor, wie Schulleiter Stefan Nolting erklärt. Doch der Jahrgang dieser drei sei dennoch ein außergewöhnlicher. “28 Abiturienten sind besser als 2,0”, merkt der Schulleiter sichtlich stolz an. Das Geheimnis dieses Erfolgs sieht Nolting in der Gemeinschaft, die untereinander gut funktioniere. Nach Corona habe sich der Jahrgang “gut zusammengerüttelt”. “Das schafft eine gute Lernatmosphäre – und das merkt man”, sagt der Schulleiter.
Doch allein die gute Lernatmosphäre war es nicht, die die drei 19-Jährigen des aktuellen Abiturjahrgangs, der rund 130 Schüler umfasst, zu ihrem Erfolg brachte. “Ich habe mich konstant angestrengt”, erklärt Daniel Wiebe, der die Leistungsfächer Biologie, Chemie und Spanisch belegt hatte. Ihm sei es wichtig gewesen, gut abzuschneiden – auch in den Nebenfächern. “Ich habe gelernt, auch für Klausuren”, sagt er. Dass das konstante Lernen geholfen habe, bestätigt auch Malte Kretschmer, dessen Leistungsfächer Mathe, Physik und Chemie waren. Englisch belegte er nur als Nebenfach – und das, obwohl er ein Austauschjahr in den USA verbrachte. Das sei bemerkenswert, wie Cornelia Kehler, Koordinatorin der Qualifikationsphase, anmerkt: “Diese Kernkompetenz hat er nicht ausgespielt.” Für seine Abiturprüfungen hat der 19-Jährige anderthalb Stunden pro Tag gelernt. “Ich habe auch schon drei Wochen vorher angefangen”, erzählt er. Ärgerlich sei für ihn nur gewesen, dass er seine Prüfung in Politik aufgrund der Panne (wir berichteten) wiederholen musste.
Auch die Dritte im Bunde war in ihrer Schulzeit fleißig. Gerade bei ihren Leistungsfächern Deutsch, Englisch und Französisch sei es “extrem wichtig” gewesen, die “Hausaufgaben zu schreiben”, sagt Mayra Weber. Zudem habe sie auch im Unterricht viel mitnehmen können. “Wer gewissenhaft seine Hausaufgaben macht und im Unterricht aufpasst, ist auf die Abiprüfungen gut vorbereitet”, unterstreicht auch Cornelia Kehler. Lobend hebt sie zudem hervor, dass alle Drei nicht nur in den vier Halbjahren hervorragende Leistungen erbracht haben, sondern dieses Niveau auch im Abi halten konnten.
Zweifellos gehören Mayra Weber, Daniel Wiebe und Malte Kretschmer mit ihren Leistungen zu den Begabten am Willms. Die entsprechende Förderung haben die Drei in ihrer Schulzeit jedenfalls mitgenommen. So hat etwa Malte Kretschmer bei “null problemo” mitgemacht, das das Willms gemeinsam mit der Universtiät Oldenburg anbietet. Dabei lernen die Schüler mathematische Strategien, Beweistechniken und Strukturen, die ihnen auch in ihrem weiteren mathematischen Bildungsweg zugutekommen. Es gibt verschiedene Varianten, um an “null problemo” teilzunehmen. Malte Kretschmer hat die AG gewählt, die vormittags während der Unterrichtzeit läuft. “Es liegt uns am Herzen, dass Schüler solche additiven Angebote nicht immer nur in ihrer Freizeit nachgehen müssen”, sagt Beartrice Gronau, die als Studiendirektorin für die Begabtenförderung am Willms zuständig ist. Geschadet habe dies ganz offensichtlich nicht, wie das Abiturzeugnis zeigt.
Daniel Wiebe nutzte die Begabtenförderung für ein Frühstudium an der Universität Rostock: Einführung in die Sozialpsychologie und VWL. Mit seinen Zukunftsplänen haben diese beiden Fächer indes nichts zu tun. Der 19-jährige Delmenhorster will an der Hochschule Bremen technisch angewandte Biologie studieren. Bewusst hat er sich gegen eine Universität entschieden. “Ich möchte praxisnah lernen und studieren”, sagt er. Ganz ähnlich sieht dies bei Malte Kretschmer aus, der ein duales Studium in Hamburg als Wirtschaftsingenieur beginnen wird.
Wohin der Weg von Mayra Weber, die ebenfalls während ihrer Schulzeit ein Frühstudium absolviert hat, führen wird, ist derzeit noch offen. Wahrscheinlich werde es etwas mit Sprachen zu tun haben, sagt sie. “Doch jetzt möchte ich planlos in etwas hineingehen”, sagt die 19-Jährige. Dieses etwas – das steht zumindest schon fest – führt sie nach Frankreich, wo sie reisen und arbeiten will.
Ob die drei Überflieger auch an einer anderen Schule als dem Willms so gut abgeschnitten hätten, können sie nicht genau sagen. Was sie jedoch sagen können: An dem Gymnasium haben sie sich stets gut aufgehoben und wahrgenommen gefühlt. Die Lehrkräfte seien toll. “Sie haben mich dazu angetrieben, weiterzugehen und auch mal anders, außerhalb der Box zu denken”, sagt Daniel Wiebe und erhält dafür zustimmendes Nicken von Mayra Weber und Malte Kretschmer.