Indem Hauptfeldwebel Schmidt Kronkorken sammelt, hilft er an Traumata leidenden Soldaten, die Ausbildung für Therapiehunde zu finanzieren. Schüler des Willms-Gymansium in Delmenhorst haben ihn unterstützt.
Als Hauptfeldwebel Alexander Schmidt mit seinem Hund Krümel an diesem Montagmittag das Gebäude des Gymnasiums an der Willmsstraße betrat, strömte ihnen eine Gruppe junger Schüler entgegen – mit der Intention den Mischling aus Labrador und belgischem Schäferhund streicheln zu wollen. Auf Kommando seines Herrchens legte sich Krümel zwischen Schmidt und die Jugendlichen. “Und genau das ist seine Aufgabe”, erklärte Schmidt den Schülern: “Krümel schützt mich und checkt immer als Erstes den Raum ab.” Denn Schmidt ist von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) betroffen und häufig auf die Unterstützung seines Hundes angewiesen.
Manche Soldaten, die zum Beispiel im Ausland im Einsatz waren, finden schwer oder gar nicht in ihr altes Leben zurück, erzählte Schmidt: “Deshalb meiden sie Menschenmengen, Geschäfte und sogar Familienfeiern.” So ging es ihm auch einige Zeit: “Krümel hilft mir in schwierigen Situationen zu Hause und unterwegs.” Wenn es Schmidt nicht gut geht oder er “Flashbacks” bekommt, könne ihn Krümels Art beruhigen. “Wenn der Stresspegel des Einsatzgeschädigten plötzlich steigt, weil das die Erkrankung auslösende Ereignis spontan und unkontrolliert in der Vorstellung wieder erlebt wird, spüren das die Tiere”, so der Hauptfeldwebel. Die Hunde sind darauf geschult, Angstzustände des Besitzers zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Das gelingt unter anderem, indem der Hund seine Pfote auf das Bein des Besitzers legt.
Um den Tieren dieses Verhalten beizubringen, ist eine spezielle Ausbildung notwendig. “Die Kosten dafür werden nicht erstattet und liegen zwischen 5000 und 25.000 Euro”, erklärt Schmidt. Denn derzeit gebe es keinen wissenschaftlichen Nachweis über die Wirksamkeit dieser Therapiemethode. Weil Schmidt durch seinen Hund Krümel zurück in den Alltag gefunden hat, setzt er sich für andere Betroffene ein: “Das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr und ich haben 2019 die Aktion ‘Kronkorken für Therapiehunde’ ins Leben gerufen.” Dabei sammeln sie Kronkorken – für jede Tonne erhalten sie zwischen 200 und 250 Euro. Allein in diesem Jahr sind bei Schmidt 23 Tonnen zusammengekommen, deutschlandweit sogar 50. Die Gelder fließen in die Ausbildung der Hunde von betroffenen Soldaten.
Erst sammelten nur Freunde und Bekannte, mittlerweile beteiligen sich verschiedenste Kneipen, Vereine und Standorte der Bundeswehr in ganz Deutschland. Und auch einige Willms-Schüler haben sich für die Aktion eingesetzt: Fünft- und Sechstklässler der Umwelt-AG „Go Green – Die Umwelthelden“ animierten Schüler und Lehrer, Kronkorken zu sammeln. Dafür wurden bereits im Sommer 2022 in allen Klassenräumen Sammelsäcke platziert. Zudem erstellten die Schüler Plakate mit Informationen und Bildern zum Projekt, die sie im Schulgebäude verteilt aufhingen. Gemeinsam mit ihrer AG-Leiterin Nathalie Pfister gelang es ihnen, mehr als 100 Kilogramm der Blechstücke zusammenzutragen: “Wir können so die Umwelt vor Abfall schützen und gleichzeitig etwas Gutes tun.”