Um Künstliche Intelligenz dreht sich derzeit ein Camp am Willms-Gymnasium in Delmenhorst. Schüler aus ganz Deutschland befassen sich unter anderem mit Programmieren und ethischen Fragen.
300 Dollar – so hoch war das Preisgeld, das der US-Amerikaner Jason Allen bei einem Kunstwettbewerb mit einem von Künstlicher Intelligenz (KI) errechneten Bild abgeräumt hat. Darüber berichtete die New York Times im September dieses Jahres. Ist das Betrug? Mit dieser Frage haben sich am Dienstagvormittag nun 16 Schüler im Maker Space des Willms-Gymnasiums in Delmenhorst befasst. Die Diskussion zu den ethischen Herausforderungen von KI ist ein Programmpunkt von vielen, mit dem sich das viertägige Mint-EC-Camp am Willms in dieser Woche befasst.
“KI ist ein zentrales Thema der Zukunft”, sagt Schulleiter Stefan Nolting. In den Lehrplänen komme dieses bislang nicht vor. Trotzdem sieht Nolting es als wichtige Querschnittsaufgabe, die seine Schule leisten muss. Dem Schulleiter ist dabei durchaus bewusst, dass “KI ein Bereich ist, in dem Schüler und Lehrkräfte mindestens paritätisch unterwegs” sind. “Hier können Kollegen auch von den Schülern lernen”, findet Nolting. “Wir tun, was uns möglich ist”, betont Mathe- und Geschichtslehrer Klaas Wiggers, der zugleich auch Mint-Koordinator am Willms ist. Für ihn steht fest: “Wenn wir unsere Schüler für die Zukunft qualifizieren wollen, dann müssen wir sie auch in KI qualifizieren.”
Für diese Qualifizierung hat sich das Willms-Gymnasium Unterstützung geholt. Vor anderthalb Jahren hat die Schule mit dem Fraunhofer IAIS in Sankt Augustin das Pilotprojekt „AI 4 Schools“ gestartet. Die Idee dahinter: Oberstufenschülern sollen einerseits wichtige Einblicke in die Schlüsseltechnologie KI und erste Programmierkenntnisse vermittelt sowie andererseits eine Basis für eine gesellschaftliche Diskussion über mögliche Einsatzbereiche von KI und zukunftsfähige Berufsperspektiven aus erster Hand gegeben werden. Passiert ist dies in diesem Jahr bereits zweimal, und zwar im Rahmen von zwei zweitägigen Foren (wir berichteten).
Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAIS hat Klaas Wiggers auch das derzeit laufende Mint-EC-Camp rund um Künstliche Intelligenz geplant, bei dem 16 Schüler aus ganz Deutschland mitmachen. Mehr Plätze gab es nicht. Wenn doch, hätten diese ohne Probleme besetzt werden können. Denn: “Das Camp war sehr beliebt”, verrät Ulrike Sweetwood vom nationalen Excellence-Schulnetzwerk Mint-EC. Insgesamt 100 Bewerbungen seien für das Camp in Delmenhorst eingegangen. Aus diesen wurden letztlich 16 Schüler ausgewählt. “Sie kommen aus ganz Deutschland – von Bayern bis Ostfriesland”, erklärt Sweetwood. Als Gastgeber darf auch das Willms einen Schüler – in diesem Fall die 17-jährige Alea Beneke – in das Camp schicken.
Während des viertägigen Camps, das die Stiftungen von Nordmetall, Niedersachsen-Metall und EWE finanziert haben, befassen sich die Schüler zusammen mit dem Fraunhofer IAIS unter anderem mit der Programmierung von KI, mit Berufschancen in diesem Themenfeld, mit vertrauenswürdiger KI und Datenwissenschaft. Auf dem Zeitplan stehen auch Exkursionen zum KI-Transfernzentrum und Standort des DFKI in Bremen.
“Die Schüler sind alle auf Zack”, zeigt sich Max Landefeld vom Fraunhofer IAIS mit dem Verlauf des Camps und dem Eifer der Schüler zufrieden. Dieser zeigte sich auch bei der ethischen Diskussion über das durch KI entstandene Bild. Hier gingen die Meinungen teils stark auseinander. “Wer sollte das Preisgeld von 300 Dollar bekommen?”, fragte Landefeld. Ein Schüler wollte es dem Entwickler der KI zusprechen, ein anderer den Künstlern, deren Bilder als Datengrundlage für das preisgekrönte Bild in die KI eingespeist wurden. An diesem und weiteren Beispielen wollte Max Landefeld den Schülern eines zeigen: “Es ist extrem schwierig, verallgemeinernde Regeln für KI zu finden”. Das Wichtigste sei jedoch: Die kritische Betrachtung von KI darf nicht nur von Datenwissenschaftlern, sondern einer interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe erfolgt. So lautete die Quintessenz von Landefeld bei der ethischen Diskussion.