Wie fühlt es sich an, wenn sich die optische Wahrnehmung durch Alkohol verschlechtert? Das haben Achtklässler des Gymnasiums an der Willmsstraße beim Aktionstag “Suchtprävention” am eigenen Körper gespürt.
Wie fühlt es sich an, wenn die optische Wahrnehmung eingeschränkt ist oder sich durch Einflüsse wie Alkohol verschlechtert? Das haben Achtklässler des Gymnasiums an der Willmsstraße beim Aktionstag zur Suchtprävention am eigenen Körper spüren können. Mit einer Brille, die optisch einer Taucher- oder Skibrille ähnelt, haben die Schüler versucht schrittweise einer geraden Linie auf dem Boden zu folgen. Sie haben auch ausprobiert, dabei ein Getränk zu halten und sich an im Weg stehenden Menschen vorbeizuschlängeln. Was einfach klingt, war für die Schüler aber eine echte Herausforderung. Denn die Brille hat simuliert, wie sich die Sicht im Rauschzustand verschlechtert – durch die bearbeiteten Gläser wirkten Objekte vergrößert, dichter dran oder wurden sogar verdoppelt wahrgenommen. Insgesamt haben die Heranwachsenden fünf verschiedene Stationen mit den Schwerpunkten Alkohol, Cannabis und Rauchen. Experten wie Präventionsberater und Polizisten vermittelten dabei theoretische und praktische Inhalte.
Den Rauschbrillenparcours selbst auszuprobieren hat zwar Spaß gemacht – aber wenn Menschen im realen Leben so einen Kontrollverlust erleiden, ist das gar nicht lustig, erklärte die 13-jährige Enie: “Die Menschen gefährden sich selbst und andere.” So können vermeidbare Unfälle verursacht werden. Dass sich die Wahrnehmung durch Alkohol verändert, war ihr und ihrer Mitschülerin Frida bewusst. “Wie sich das anfühlt, konnte ich aber nicht einschätzen vorher”, sagte Frida. Auch, wie viel Alkohol in manchen Getränken steckt, haben die Schülerinnen gelernt. Zudem wurden verschiedene Formen des Rauchens, wie etwa Shishas oder E-Zigaretten sowie der Konsum von Cannabis thematisiert. “Ich finde gut, dass wir nun besser Bescheid wissen”, so Frida. Am Ende konnten die Jugendlichen ihr Wissen bei einem Quiz testen.
Laut Tim Berthold, Präventionsfachkraft bei der Drogenberatung der Arbeiterwohlfahrt, liegt das Einstiegsalter bei Alkohol zwischen 13 und 14 Jahren. Mit Cannabis würden Jugendliche ab 14 Jahren in Berührung kommen. Viele probieren es gar nicht erst – aber bei solchen Schulveranstaltungen gehe es insbesondere darum, die breite Masse zu erreichen. Einige wurden zuvor schon aufgeklärt, andere noch nicht, erklärte Berthold: “Konsum findet meisten in einer Gruppe statt.” Umso wichtiger sei es, die Heranwachsenden altersgerecht an deren Lebenswelt angepasst, aufzuklären. “Nicht viel zu früh, wenn Drogen noch keine Rolle spielen – aber eben auch nicht zu spät”, so Berthold. Deshalb besuchen die Mitarbeiter der Drogenberatung wiederholend Delmenhorster Schulen in verschiedenen Jahrgängen. So baut etwa dieser bundesweit vertretende “Klarsicht-Präventionsparcours” für achte Klassen inhaltlich auf dem Projekt “drop und hop” für sechste Jahrgänge auf. Ursprünglich wurde Cannabis beim Aktionstag nicht so stark aufgegriffen. Das hat Berthold aufgrund der Aktualität des Themas angepasst: “Die Wirkung von Cannabis wird oft unterschätzt, dennoch liegt das größere Problem im Bereich Alkohol.”