Willms Gymnasium

Gymnasium an der
Willmsstraße
Willmsstraße 3
27749 Delmenhorst
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Außenstelle der
Jgg. 8, 9 und 10
Königsberger Str. 65
27755 Delmenhorst
Tel.: 04221/58 676 50

Handfeste Werbung für duale Ausbildung

09.07.22 | Weser Kurier

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Am Willms-Gymnasium wurde ein völlig neues Veranstaltungsformat vorgestellt: Nicht allein der akademische Weg zählt dort, auch für eine spätere duale Ausbildung wird geworben.

“Wir als Gymnasium bereiten die Schülerinnen und Schüler auf einen akademischen Weg vor und wollen das auch weiter tun”, sagte Willms-Schulleiter Stefan Nolting zur Eröffnung eines völlig neuen Veranstaltungsformats. Die Schule hatte an diesem Freitag die Jugendlichen ihres neunten Jahrgangs zu einem “Tag des Handwerks” in die Außenstelle an der Königsberger Straße eingeladen. Auch das Gymnasium verlassen nach dem Jahrgang zehn regelmäßig eine ganze Reihe von Schülern. Die wollen dann beispielsweise eine duale Ausbildung beginnen. “Deshalb müssen und wollen wir am Willms die Berufsorientierung ausweiten”, sagte Nolting. “Wir begleiten unsere Schüler bestmöglichst auf ihrem individuellen Weg, der muss nicht unbedingt bis zum Abitur führen”, sagte Jan-Niklas Lühring, Leiter der Außenstelle des Willms-Gymnasiums. Zusammen mit Malte Hegeler, Koordinator für Berufsorientierung an der Schule, konnten rund 140 Jugendliche zum Mitmachen motiviert werden.

Sven Jochims, Geschäftsführer der Delmenhorster Kreishandwerkerschaft, hatte über ein Dutzend Innungsbetriebe dazu gewinnen können, den jungen Leuten möglichst viel Praxis anzubieten. “Völlig neu für uns war es, dass wir an ein Gymnasium gegangen sind”, sagte Jochims. Aber es seien wohl rund 30 Prozent aller Gymnasiasten, die die Schule vor dem Abitur verließen. Diese gelte es für eine Berufsausbildung, gerne im Handwerk, zu interessieren. “Wenn man einbezieht, dass zusätzlich auch noch 30 Prozent der Studienanfänger ihr Studium abbrechen, mag man glauben, dass der Weg an Hochschule oder Universität für manchen gar nicht der richtige ist”, so Jochims. Er schätzte den hohen Praxisanteil, den die von ihm mobilisierten Firmen mit ihren Workshops auf die Beine gestellt hatten. “Zuhause nimmt manch einer nie einen Hammer in die Hand. Wenn das Fahrrad kaputt ist, wird ein neues gekauft, statt das Defekte zu reparieren.” Und: Wer eine Berufsausbildung beginne, verdiene dann schon eigenes Geld, wenn andere noch die Schulbank drücken. Außerdem gebe es auch im Handwerk große Aufstiegschancen. Der Lehrling wird zum Gesellen und später zum Meister, dessen Grad dann vergleichbar mit dem Bachelor sei, und damit habe man wiederum Zugang zur akademischen Bildung.

Jeweils zwei Berufsbilder konnten beim Tag des Handwerks angeschaut und ausprobiert werden. “Vonseiten der Betriebe gab es eine kurze Einführung, danach durften die Schüler eine halbe Stunde etwas ganz Praktisches selbst in die Hand nehmen”, so Lühring. Das Angebot war breit: Es fanden sich metallverarbeitende Betriebe, Tischler, Bauunternehmen, Maler, Friseure, Bäckermeister, Elektriker und die Firma Springer als Technologieführer der Presswerk-Automation ein. Flankiert wurde die Veranstaltung durch einen Vortrag der Berufsbildenden Schulen II, um den Schülern den Berufsschulteil einer Ausbildung vorzustellen.

Beim Unternehmen Ernst Petershagen informierte sich Schülerin Lilli Weber über eine Ausbildung im Bauhandwerk. Fürs eigene Werkstück konnte sie erste Erfahrung im Betonieren machen. In eine selbst gezimmerte Kiste wurden Anteile von Stahl und Beton gegossen. Nachdem der Füllstoff ausgetrocknet war, konnte das Holz entfernt werden. Die Neuntklässlerin wollte sich gerne noch über eine technische Ausrichtung informieren und wagte einen Blick ins Berufsbild des Mechatronikers. “Eigentlich möchte ich aber Grundschullehrerin werden”, so die 15-Jährige nach ihren bisherigen Zukunftsplänen befragt.

Im Mensabereich lud die Bäckerei Haferkamp zum Brötchenbacken ein. Manfred Schäfer, Ausbilder an den Berufsbildenden Schulen II, war positiv überrascht, mit welchem Engagement sich die Jugendlichen ins Zeug legten: “Die stehen hier nicht bloß rum, die wollen etwas schaffen.”

Einige Betriebe hatten ihr Engagement mit den Schülern auch so angelegt, dass sie sich besonders ins Gedächtnis einprägten. Der Malerbetrieb Rigbers hatte sich die Bänke auf dem Schulhof vorgenommen und diese sogleich mit den Schülern zusammen neu lackiert. Im Eingangsbereich zur Mensa wurde noch ein neues Schullogo angebracht.

Kreishandwerkerschaftgeschäftsführer Jochims wertete die Aktion als Werbung für das Handwerk und Beitrag gegen den viel beschworenen Fachkräftemangel. In vielen Bereichen fehle der Nachwuchs, daher suchte auch die Schule für Pflegeberufe des Delme-Klinikums die Veranstaltung auf, um für eine Ausbildung an ihrer Einrichtung zu werben. Für Schulleiter Nolting zählte der hohe Praxisanteil bei der Präsentation der Berufe besonders: “Die Speeddating-Börsen, bei denen jeder Schüler 30 Kilo Prospekte in die Hand gedrückt bekommt, sind verlorene Zeit in einem Schülerleben.”