Willms Gymnasium

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Aktionstag am Willms zu Flucht und Vertreibung

21.06.22 | Weser Kurier

Vorherige Pressebeiträge

Zum Weltflüchtlingstag haben die Zehntklässler des Gymnasiums Augenzeugenberichte von der Flucht gehört und die eigene Situation reflektiert.

Seit 21 Jahren begeht die Weltgemeinschaft am 20. Juni den Weltflüchtlingstag. Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der am 24. Februar dieses Jahres begonnen hat und seitdem noch immer Opfer fordert, erscheint die weltpolitische Lage wieder so aktuell, dass sich das Gymnasium an der Willmsstraße entschieden hatte, einen Aktionstag zu veranstalten. Die zehnten Klassen der Schule konnten in Workshops mit zwei Mitschülern ins Gespräch kommen, die mit ihren Familien einige Jahre vorher aus Afghanistan geflüchtet waren, und mit Ali Issa, der 2015 den Weg über die Balkanroute auf sich nahm, um aus dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Syrien nach Europa zu flüchten.

Geschichtslehrer Matthias Barth, der sich in seiner Freizeit ehrenamtlich beim Bremer Verein Fluchtraum engagiert, hatte den Aktionstag gemeinsam mit Kollegen aus der Lehrerschaft organisiert und dabei auch auf weitere Gäste zählen können. So kamen neben einem Vertreter von Fluchtraum auch zwei Mitarbeiterinnen der Delmenhorster Diakonie, um über die gegenwärtige Arbeit mit den Geflüchteten aus der Ukraine zu berichten. Und der Grafiker Peter Eickmeyer berichtete von seiner Fahrt auf dem Schiff Aquarius, das seit 2015 in Seenot geratene Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettete. Eickmeyer hatte seine Erlebnisse in einer Graphic Novel verarbeitet.

Dass auch Graffiti zur Reflexion über weltpolitische Themen taugt und durchaus auch etwas Können benötigt, erfuhr eine Gruppe Schüler während des Vormittags. Mika Springwald, Sozialarbeiter in Osnabrück, zeigte den Schülern in drei Schritten, wie man zum Ergebnis kommt: “Zunächst sprühen alle drauflos und merken, dass die Ergebnisse nix taugen, aber dann setzt eine Lernphase ein”, erklärt Springwald. Denn jeder wolle die Ursachen seines Scheiterns mit der Sprühdose erfahren, überlegt sich, wie es gehen könne und währenddessen entwickele sich auch die Arbeit am Motiv, so der Sozialarbeiter.

Drei Werke sind daraus entstanden, die allesamt Krieg, Flucht und Vertreibung und deren Folgen thematisieren. Auch Orjin Bulgurcu hatte an dem Sprayer-Workshop mitgewirkt und zum Abschluss des Tages ihren Mitschülern erklärt, dass es durchaus kompliziert werde, wenn man größere farbige Flächen aneinander bringen möchte. Doch die Aussage ist klar: Armut, Rassismus, Diskriminierung, Krieg, Gewalt und Verfolgung stehen auf der dunklen Seite der Menschheit. Dem wollte die Gruppe etwas Helles, Freundliches entgegensetzen. Hope, englisch für Hoffnung, steht auf weißem Grund, betrachtet von einer Person, die mit Basecap und Kapuze beinahe unsichtbar wird, die Gedanken bleiben verborgen.

Weil für ein langes Abschlusspodium mit Diskussionsbeiträgen aller Teilnehmer keine Zeit blieb, sollte eine Gedankenbox für Austausch und Feedback sorgen. Ein Schüler fand es, dem eingeworfenen Zettel folgend, erschreckend, dass das Thema so sehr an Relevanz verloren habe. Eine andere Schülerin war beeindruckt von der Offenheit derer, die ihre Fluchterfahrungen mit den anderen Schülern teilten: “Wir konnten auch Fragen stellen, die man sich sonst nicht zu fragen traut.” Damit halte man die Relevanz des Themas aufrecht, so der Tenor.