Mit ihrem künstlerischen Talent haben Thees Kluge und Mani Khuda Dadi die Fachjury des Kunstwettbewerbs „Jugend gestaltet“ überzeugt. Womit die Willms-Schüler punkten konnten und was sich hinter ihren Werken verbirgt.
Unterschiedlicher könnten die Preisträger auf den ersten Blick kaum sein, doch vereint sie die Liebe zur Kunst: Der zehnjährige Thees Kluge und der 19-jährige Mani Khuda Dadi, beide Schüler des Willms-Gymmnasium Delmenhorst, haben es beim Kunstwettbewerb „Jugend gestaltet“ in die Gewinner-Runde geschafft. Aus mehr als 1000 Einsendungen wurden insgesamt 115 Werke von Teilnehmern im Alter von zehn bis 20 Jahren ausgewählt, um in der Städtischen Galerie Kubus in Hannover bis zum 14. April 2024 ausgestellt zu werden.
Thees Kluge hatte die Chance genutzt, nachdem er im vergangenen Jahr noch zu jung für den Wettbewerb gewesen war. Drei Bilder hat er eingereicht. „Die Qualle“ hat es schließlich in die Ausstellung geschafft. Und nicht nur das: Die Jury des BDK Fachverbands für Kunstpädagogik LV Niedersachsen-Bremen hat sein Kunstwerk für sein „engagiertes Auftreten und herausragende Leistung im Fach Kunst“ mit dem zweiten Platz prämiert.
„Die Qualle“ hat Thees mit Sprühfarbe auf Karton gestaltet. „Die Qualle ist ganz tief im Wasser, dort kommt kein Licht hin“, erklärt Thees den düsteren Hintergrund seines Bildes. Um die Strukturen der Oberflächen und die Tentakel zu schaffen, habe er die Farbe mit Zeitungspapier aufgenommen und verwischt. „Außerdem habe ich Klarsichtfolie und eine Nadel benutzt“, beschreibt der Zehnjährige seine Vorgehensweise, die er sich selbst überlegt hat. Malen, das sei von klein auf sein Hobby. Dabei benutze er gerne Aquarellfarbe und Kohle, mit dem Sprühen habe er in der Corona-Zeit, als die Schule geschlossen hatte, begonnen. „Wir als Schulgemeinschaft finden es toll, was Thees jetzt schon kann“, sagt Schulleiter Stefan Nolting. Die Schule lege viel Wert auf die Begabtenförderung. „Oft wird der Fokus auf Naturwissenschaften und Sprachen gelegt. Ich finde es wichtig, dass auch das Künstlerische gefördert wird“, sagt Nolting.
Das Bild „Krieg und Verzweiflung” von Mani Khuda Dadi, gemalt mit Zeichenkohle und Acrylfarbe, hat einen tiefgründigen Hintergrund. Er habe mit elf Jahren, als er zusammen mit seinen Eltern und den Geschwistern seine Heimat Afghanistan verlassen musste, noch keine Ahnung von der Welt gehabt. Aber die Auswirkungen des Krieges und die Verzweiflung der Menschen habe er gespürt. „Mein Bild stellt eine Frau alleine im Raum dar“, erklärt der heute 19-Jährige und beschreibt die Verbindung zu seinem Heimatland: „Ich wollte das Leid in meiner Heimat zeigen. In Afghanistan müssen viele Frauen, die ihre Männer verloren haben, auf der Straße betteln. Denn die Frau ist in Afghanistan abhängig vom Mann, was ein großes Problem ist. Das beschäftigt mich sehr – und das wollte ich darstellen.“
Malen, das sei für ihn befreiend. „Angefangen habe ich vor drei Jahren mit Comics und Mangas“, erinnert sich der Zwölftklässler. Mittlerweile probiere er viele Techniken aus, gerne kaufe und mische er Farben und erstelle Kunstwerke. Darunter auch Bildzitate: „Ich kopiere Bilder und bringe meine eigene Ansicht mit ein“, beschreibt der junge Mann seine Vorgehensweise. Nach dem Abi, das Mani Khuda Dadi mit den Leistungsfächern Kunst, Mathematik und Chemie ablegt, möchte der Älteste von zehn Geschwistern mit seinem Vater ein Geschäft eröffnen und erstmal eine schulische Pause einlegen. Nach einem Jahr soll es dann ein Studium in Richtung Bau sein.
Für die Künstler hat Schulleiter Stefan Nolting nur lobende Worte. „Wir haben hier zwei sehr beeindruckende junge Menschen, beide sehr klug, sympathisch und sozial kompetent. Das gefällt mir als Schulleiter natürlich sehr gut.“ Daher habe er auch eine Überraschung für sie bereitgehalten: „Beide Schüler dürfen sich jeweils eine freie Wand in der Schule aussuchen.“ Die dürften dann völlig frei gestaltet werden. „Die Kosten für das Material übernimmt der Freundeskreis“, so Nolting. Welche Motive künftig die Flure des Gymnasiums zieren werden, steht noch nicht fest. Nur so weit: Thees möchte wieder mit Spraydosen arbeiten. Khuda Dadi tendiert zu einem Aquarell.