Dass Judenhass nicht erst während der NS-Zeit in Deutschland aufgekommen ist, soll eine Wanderausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung zeigen. Die eigens aus Berlin angereiste Wissenschaftlerin Wiebke Hölzer hatte dem zehnten Jahrgang des Willms-Gymnasiums anlässlich der Ausstellungseröffnung erläutert, dass es bereits im Kaiserreich, also vor Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918, in der Alltagskultur weit verbreitete Ressentiments gegenüber Juden gab. Dies sichtbar zu machen, hatte sich ab den 1990er-Jahren der Berliner Sammler Wolfgang Haney zur Aufgabe gemacht. Bis zu seinem Tod im Jahr 2017 sammelte er rund 12.000 Exponate, darunter knapp 1000 Postkarten.
Bereits Ende der 1990er-Jahre hatten Historiker den Bestand der Postkarten gesichtet und eine Ausstellung konzipiert, die seitdem mehrfach überarbeitet wurde und durch die Schulen im Bundesgebiet reist. Bis zum 7. Dezember können die Schüler der Delmenhorster Schulen anschauen, wie Kurbäder und Hotels damit warben, keine jüdischen Gäste aufzunehmen und wie auf Briefpostkarten der Antisemitismus des Absenders kommuniziert wurde. “Postkarten waren damals ein stark verbreitetes Kommunikationsmedium, so wie man heute ganz selbstverständlich Whatsapp-Nachrichten verschickt”, erklärte Hölzer den Schülern. Deshalb seien Postkarten damals einerseits ein bedeutsamer Werbeträger gewesen, andererseits aber auch durch viele Hände gegangen: “Die Auflagen von Postkarten waren damals immens und auch gesammelt wurde damals bereits, was man daran erkennen kann, dass seinerzeit auch schon Sammelalben beworben wurden”, sagt Hölzer.
Der Sammler Haney wurde im Jahr 2006 für seine Verdienste um die Erinnerung an eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Sammlung der 12.000 Gegenstände wird heute vom Deutschen Historischen Museum in Berlin gepflegt und gemeinsam mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin wissenschaftlich erschlossen.
Die Ausstellung ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine vorherige telefonische Anmeldung im Sekretariat der Schule unter der Rufnummer 04221/5867650 ist dafür erforderlich.