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Latein kreativ – Produkte aus dem Lateinunterricht

22. Mai 2023 | Fachgruppe Latein

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Auf die Lateinerinnen und Lateiner des Willms wartet im Jg. 11 immer ein ganz besonderes Highlight: Die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid – man könnte auch sagen: DER Bestseller der Antike.

Es ist keineswegs übertrieben, wenn man sagt: Die Metamorphosen Ovids sind das Werk der lateinischen Literaturgeschichte, dessen Auswirkungen in der heutigen Zeit noch am meisten wahrnehmbar sind. Kaum zu glauben, aber wahr.

Ovid – ohnehin ein Enfant terrible unter den lateinischen Autoren – erzählt in diesem Werk nicht weniger als die Geschichte der Welt, von den Anfängen, der Schöpfung, bis hin zu seiner Gegenwart, also in etwa das Jahr 8 n. Chr. Das Thema der Metamorphosen ist der stetige Wandel aller Dinge, denn nichts in der Welt vergeht, alles verändert sich. Und so stehen im Zentrum dieses Werkes weit über 200 mythologische Verwandlungsgeschichten, die uns die gesamte Bandbreite der antiken Mythologie vor Augen führen: Apollo und Daphne, Narcissus und Echo, Pyramus und Thisbe, Jupiter und Europa, Orpheus und Eurydike…., um nur einige VIPs der antiken Mythologie zu nennen.

Die Metamorphosen sind somit eine schier unerschöpfliche Fundgrube für künstlerische Auseinandersetzungen in Bild und mittlerweile auch in Ton – die Rezeptionsgeschichte sucht ihresgleichen.

Es wäre somit eine vertane Chance, sich im Zuge des Lateinunterrichts mit den Verwandlungsgeschichten nicht auch einmal kreativ auseinanderzusetzen. Genau dies haben die Lateinerinnen und Lateiner des jetzigen Jg. 11 gemacht – die Ergebnisse sind überaus gelungen und sollen in den nächsten Wochen vorgestellt werden.

Den Anfang macht Malisa Gurung, die sich mit dem berühmten Mythos von Daedalus und Ikarus auf einer existenziellen Ebene auseinandergesetzt hat. Daedalus und Ikarus? Das sind doch die, die von der Insel Kreta fliehen mussten, mit selbstgebauten Flügeln. Genau! Doch die Flucht endete tragisch: Ikarus wird von anfänglicher Euphorie getrieben, fliegt höher und höher….. – bis er schließlich der Sonne zu nah kommt. Dabei hatte Daedalus, sein Vater, ihn eindringlich davor gewarnt.

Einen Absturz wie Ikarus erleiden – dies ist heute als geflügeltes Wort in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen. Aber was bedeutet dies heute eigentlich genau? Malisa Gurung hat dazu ein bemerkenswertes Bild entworfen und tiefsinnige Gedanken formuliert.

Der moderne Ikarus

 

Das Bild soll meine Interpretation von einem modernen Ikarus zeigen. Der moderne Ikarus trägt typische „Arbeitsklamotten”, hält ein Smartphone in der Hand und besitzt sehr viel Geld, da er auf einem Haufen Geld steht. Diese sind typische Stereotypen, wie man sich einen erfolgreichen und hoch angesehenen Menschen aus der heutigen Zeit vorstellt. Das Gesicht von dem modernen Ikarus habe ich bewusst undeutlich dargestellt, damit der Fokus nicht auf seinem Gesicht liegt, sondern mehr auf den Stereotypen . Auch der Betrachter selbst erhält dadurch freiere Interpretations-Räume. Oben links im Bild (und somit auch direkt im Blickfeld von Ikarus) zu sehen ist eine Sonne, welche Dinge in sich trägt, die viele Menschen heutzutage sehr begehren (mehr Geld, Follower, Likes etc.). Der große Haufen Geld unter Ikarus soll verdeutlichen, wie unbedacht er mit seinem schon vorhandenem (Geld) umgeht und auch dass ihn dies nicht bekümmert. Durch seine Haltung zur Sonne wird sein Verlangen nach mehr verstärkt. Direkt unter der Sonne ist ein tiefer Abgrund zu erkennen, welcher für den Absturz des modernen Ikarus steht. Auf die heutige Zeit Übertragen steht der Absturz für Depressionen, mentale Probleme, Sucht bzw generell für den Tiefpunkt eines Menschens. Da der moderne Ikarus durch seinen Hochmut nicht nach unten blickt und stets aufrecht zur Sonne schaut, kann er den gefährlichen Abgrund vor ihm nicht wahrnehmen.