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Vorbilder für die Schüler: Hochkaräter der Politik besuchen Willms

11.01.19 | Weser Kurier

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Ob Gregor Gysi oder Franz Müntefering – Schulleiter Stefan Nolting gelingt es immer wieder, Menschen mit Vorbildcharakter in das Willms-Gymnasium zu locken. Er schwört auf eine gute Briefkultur.

Franz Müntefering, Karl Graf Stauffenberg, Gregor Gysi – diese Namen braucht man kaum noch zu erklären. Die Antwort „Ferdinand Kirchhof“ ist in einem Quizduell vielleicht etwas wert. Er war bis vor Kurzem der zweitwichtigste Richter der Nation: der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichtes. Diese vier Männer werden 2019 Delmenhorst besuchen, genauer gesagt: das Willms-Gymnasium. Der Schule gelingt es bereits seit fünf Jahren, immer wieder die „1. Liga“ aus Politik und Gesellschaft für das Format „Begegnungen am Willms“ in die Stadt zu locken. Was ist das Geheimrezept?

„Es geht uns um Personen mit einem besonderen Lebensweg oder mit besonderen Leistungen – Menschen mit Vorbildcharakter“, erklärt Stefan Nolting, Schulleiter des Gymnasiums. Mit vier Veranstaltungen steche dieses Jahr hervor. Es sei nicht zu erwarten, dass dies der Schule jedes Jahr gelingt. „Für eine Anfrage ist der klassische Weg eines Anschreibens der Beste“, erklärt er. Die Bedeutung der Briefkultur werde allzu oft unterschätzt. „Eine E-Mail oder gar Whats App ist da unangebracht“, betont er.

Es ist seine berufliche Vergangenheit, die Nolting dabei hilft, den richtigen Ton zu treffen. Denn von 2004 bis 2010 arbeitete er für die Niedersächsische Staatskanzlei. Sie ist der Verwaltungsapparat des Ministerpäsidenten, koordiniert das Handeln der Landespolitik. Nolting ist aber keinesfalls mit Privatadressen der Spitzenpolitik ausgestattet. Er nimmt die Wege, die jedem zur Verfügung stehen. „Man muss sich bei dem Anschreiben Gedenken machen, welche Aspekte der Vita besonders vorbildhaft sind“, sagt Nolting. Wichtig sei auch ein gutes Konzept der Veranstaltung.

Vorträge sollen Begegnungen ermöglichen

Die Vorträge im Gymnasium zielen darauf ab, Begegnungen zu ermöglichen. Die Distanz zwischen den Schülern und den großen Persönlichkeiten soll ein Stück weit aufgebrochen werden. „Das beginnt schon damit, dass die Schüler die Gäste vom Flughafen oder Bahnhof abholen“, erklärt Nolting. Im Anschluss an den Vortrag gibt es dann eine Gesprächsrunde auf der Bühne, an der wieder zwei Schüler beteiligt sind. Manchmal ensteht auch ein gemeinsames Abendessen, wie im vergangenen Jahr mit Wolfgang Thierse, ehemaliger Präsident des Bundestages.

„Man kann richtig miterleben, wie die Schüler an diesen Situationen wachsen“, sagt Nolting. Insbesondere die beiden Schülermoderatoren müssten sich intesiv auf den Tag vorbereiten. „Es reicht nicht, Fragen abzulesen. Sie müssen ein lebendiges Gespräch führen“, betont Nolting. Es habe sich auch ein fünfminütiger Film etabliert, mit dem die Schüler den Gast dem Publikum vorstellen.

Ein Kompliment der besonderen Art erhielt der Schulleiter im vergangenen Jahr von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Diese war von dem Gesamtprogramm offenbar sehr angetan. „Am Ende des Tages hat sie versprochen, ihrem Freund Gregor Gysi von der Veranstaltung zu berichten“, erinnert sich Nolting. So war der Grundstein für dessen Besuch in diesem Jahr gelegt. „Oft muss man aber auch viel Geduld haben. Das kann schon mal ein bis zwei Jahre dauern, einen Termin zu finden“, sagt Nolting.

Die Vorträge der Gäste ranken sich in diesem Jahr um den 70. Jahrestag des Grundgesetzes. Dieses trat am 23. Mai 1949 in Kraft. „Damit schlagen wir auch einen Bogen zum Anfang der Veranstaltungsreihe. Denn vor fünf Jahren war Udo di Fabio zu Gast, ebenfalls ein Richter des Verfassungsgerichts“, sagt Nolting.

Die vier Veranstaltungen richten sich nicht nur an die Schüler und können kostenlos besucht werden. Bislang stehen nur die Termine fest, die genaue Uhrzeit für Einlass und Beginn wird die Schule noch bekanntgeben.

Franz Müntefering

Der 78-Jährige ist langjähriger SPD-Politiker und ehemaliger Vizekanzler. Bis 2013 gehörte er dem Deutschen Bundestag an, unter Schröder und Merkel war er Verkehrs- und Arbeitsminister. Am 28. Februar spricht er im Willms-Gymnasium unter dem Titel „Generationenvertrag auf dem Rücken der Jugend – soziale Gerechtigkeit auf dem Prüfstand“.

Gregor Gysi

Der 70-Jährige ist eine prägende Persönlichkeit der Partei Die Linke und Mitglied des Deutschen Bundestages. Den Fraktionsvorsitz gab der ehemalige SED-Politiker 2015 allerdings ab. Über Parteigrenzen hinweg wird er als großer Redner und Rhetoriker geschätzt. Unter anderem zeichnete ihn die Universität Tübingen für seine Redekünste aus. Am 11. Juni besucht er das Willms-Gymnasium und spricht über „Die Einheit, die ich meine.“

Ferdinand Kirchhof

Der 68-Jährige war bis zum 30. November 2018 Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichtes. Sein Vortrag am 7. Mai widmet sich der Frage „70 Jahre Grundgesetz – ist die Verfassung in einer guten Verfassung?“

Karl Graf Stauffenberg

Der 48-Jährige ist der Enkel von Hitlerattentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Vor den Schülern des Willms-Gymnasiums hält er am 13. Mai einen persönlichen Vortrag mit dem Titel „Widerstand – mein Großvater – sein Vermächtnis für mich“.