Einige Erwartungen an den Chemieunterricht muss Lehrerin Ursula Gertz gleich enttäuschen. Hier werden keine Raketen gebaut und: „So viele Räume können wir hier gar nicht bauen, wenn jedes Mal etwas explodieren würde.“ Das Abenteuer Chemieunterricht wird bei der Probestunde dennoch in die Praxis umgesetzt.
Beim Experiment mit einfachen Mitteln dürfen die aktuellen Viertklässler per Chromatografie die Farbe eines schwarzen Filzstiftes untersuchen. Die Erkenntnis: Schwarz ist ein Gemisch aus verschiedenen Farben. Denn der Ring des wasserlöslichen Stiftes wird blau, orange oder pink.
Der Probeunterricht gefällt Silje Pasche besonders gut beim Tag der offenen Tür. „Ich habe ein Mikroskop und mache da schon ganz viel“, sagt die Neunjährige. Ihre Freundin Aaliyah Edel freut sich da mehr auf neue Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch. Eine weitere Freundin sei hier schon Schülerin und fühle sich sehr wohl. Daher will auch Aaliyah aufs Willms.
Auch Jonas Sinnhöfer fühlt sich wohl. Der 15-Jährige leitet die Schach-AG mit einem Mitschüler und zeigt Interessierten ein paar Kniffe. Insgesamt 40 AGs erweitern das Ganztagsangebot der Schule, darunter viele Sportarten oder auch Lego-Robotik, erklärt Schulleiter Stefan Nolting.
Seit der Umstellung zum neunjährigen Gymnasium gebe es viele Doppelstunden. „Damit hat der Unterricht einen besseren Fluss“, sagt der Zehntklässler. Auch Nolting ist froh über die Rückkehr: „Das bringt Ruhe ins System.“ In zwei Jahren macht der letzte Jahrgang aus dem achtjährigen Gymnasium das Abitur.
Zusatzangebote wie die AGs, eine individuelle Diagnostik, enge Betreuung und das breite Angebot machen das Willms beliebt, sagt der Schulleiter. Vor zwei Jahren gab es sogar mehr Anmeldungen als Plätze. Dennoch wurden alle Schüler aufgenommen. Insgesamt besuchen 1120 Schüler das Willms, dazu kommen 103 Lehrer.
Hier fand in den vergangenen vier Jahren ein Generationswechsel statt. Etwa 40 neue Lehrer wurden eingestellt, nur noch vier Lehrer sind über 60 Jahre alt. „Wir sind eines der jüngsten Kollegien Niedersachsens“, sagt Nolting stolz. In den naturwissenschaftlichen Fächern gibt es inzwischen auch mehr weibliche als männliche Lehrer. Das spiegele sich laut Nolting auch in den Leistungs- und Grundkursen der Oberstufe wieder: „Man merkt, dass die Mädels inzwischen pari sind.“