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NSU-Opfer bekommen ein Gesicht

31.10.16 | NWZ

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Er galt als netter Menschen, immer höflich und freundlich. Das Leben von Mehmet Turgut endete am 25. Februar 2004. Als lebenslustig, freundlich und hilfsbereit wird Theodoros Boulgarides beschrieben. Am 15. Juni 2005 wurde er tot in seinem Schlüsseldienstgeschäft gefunden. Die beiden Männer wurden, ebenso wie acht weitere Opfer, vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) in den Jahren 2000 bis 2007 getötet.

„Im Herbst 2012 beschloss ich, eine Ausstellung über die Opfer des NSU zu machen. Anfang November 2013, zwei Jahre nachdem das rassistische Tatmotiv ans Licht kam, wurde die Wanderausstellung ’Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen’ in Nürnberg veröffentlicht“, erläuterte Birgit Mair. Die Diplom-Sozialwirtin hat die Ausstellung im Auftrag des Institutes für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) erstellt. Nun sind die 22 Schautafeln auch in Delmenhorst zu sehen. Am Freitagabend wurde die Ausstellung in der Delmenhorster Volkshochschule, Am Turbinenhaus 11, eröffnet.

„Bis zum 18. November beheimaten wir die Ausstellung“, berichtete Martin Westphal, Geschäftsführer der VHS. „Beim Lesen und Betrachten ist mir schon mulmig geworden, weil mir viele Fakten nicht bekannt waren“, sagte er. Zusammen mit dem Kriminalpräventiven Rat und dem „Breiten Bündnis gegen Rechts – Delmenhorst bleibt bunt“ habe die VHS die Ausstellung nach Delmenhorst geholt.

„Wir müssen etwas tun, damit sich Dinge, auch nicht schleichend, wiederholen“, mahnte Oberbürgermeister Axel Jahnz bei der Eröffnung. Er wünschte sich, dass die Bürger beim Besuch innehalten und über die Verbrechen des NSU und des Rassismus sprechen.

In ihrer Einführung verdeutlichte Mair die Versäumnisse bei den Ermittlungen. Vor allem aber referierte sie über die Opfer und die Schicksale der Hinterbliebenen. So widmet sich ein Teil der Tafeln den Biografien der Opfer, auch die Angehörigen von Mehmet Turgut, Theodores Boulgarides und weiterer Opfer kommen zu Wort, die Mair während ihrer Arbeit teilweise persönlich kennenlernen durfte. Weitere Tafel beschäftigen sich mit den Banküberfällen und Bombenattentaten des NSU.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Neonazi-Szene der 1990er Jahre, dem Netzwerkcharakter des NSU und dem Umgang mit dem Thema in Gesellschaft und Politik. Zu sehen ist die Ausstellung montags bis freitags von 8.30 bis 21.30 Uhr.