Willms Gymnasium

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Eine Woche Neues am Willms

15.11.23 | Weser Kurier

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Am Willms-Gymnasium treffen sich diese Woche 15 Schülerinnen aus ganz Deutschland, um über die Digitalisierung und künstliche Intelligenz in der Kunst zu reden.

Der Weg zur großen Kunst könnte in Zukunft ganz einfach sein: Man befiehlt einer künstlichen Intelligenz (KI), dieses oder jenes bildlich darzustellen – in Windeseile erscheint dann ein entsprechendes Kunstwerk auf dem Bildschirm, das ohne großen Aufwand als die eigene Kunst ausgegeben werden kann. Schon ist man ein großer Künstler. Doch in der Realität zeigt sich schon jetzt, dass es so einfach nicht wird. Im Kunstbetrieb wächst allerdings bereits die Neugier, wie die immer größer werdende Zahl von Programmen, die durch künstliche Intelligenz weitaus mehr können, als derzeitige digitale Hilfsmittel, für die Kunst genutzt werden können. Am Willms-Gymnasium treffen sich in dieser Woche 15 Schülerinnen aus ganz Deutschland, um über das künftige Leben mit künstlicher Intelligenz nachzudenken. Und dabei geht es auch um die Kunst.

Wiebke Heeren und Nicola Bremer sind Künstler und leben und wirken in Oldenburg. Dort hatten sie kürzlich eine Ausstellung mit Kunstwerken gezeigt, die mithilfe von künstlicher Intelligenz entstanden sind. Im Austausch mit den Besuchern der Ausstellung habe sich schnell gezeigt, dass die Neugier unter den Kunstinteressierten sehr groß ist und Skepsis zwar vorhanden, aber nicht fundamental ist. Doch Heeren habe beobachtet, dass unter den Besuchern gerade jene Bilder beliebt waren, bei denen die menschliche Arbeitskraft noch am stärksten zum Ergebnis beigetragen hatte. Zwar könne Heeren nicht beweisen, welche Gründe dafür sprechen, doch vermutet sie eine Magie in den Bildern, die allein durch künstliche Intelligenz nicht geschaffen werden könne. Das alte Mantra vom Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, das der Kunstphilosoph Walter Benjamin einst gesetzt hatte, scheint auch in Zeiten künstlicher Intelligenz fortzuleben und Menschenhand weiterhin für die bestimmte Aura nötig ist.

Die Aura fehlt

Heeren und Bremer waren an diesem Mittwoch in das Gymnasium an der Willmsstraße gekommen, um mit den Schülern darüber zu sprechen und sie selbst ausprobieren zu lassen. Die Erkenntnis war ähnlich: “Ich bin nicht zufrieden, ich wollte eine Landschaft mit Schloss und Dorf, doch die Perspektive ist verschoben”, sagte eine der Schülerinnen mit Blick auf das Ergebnis ihrer KI-Kunst. Auch deshalb scheint die Angst, KI könnte eines Tages den Beruf des Künstlers überflüssig machen, unbegründet. Vielmehr vermutet Heeren, dass die Kunst einen Schub erfahren werde, dass menschen- und handgemachte Kunstwerke neuen Stellenwert bekommen. Bremer vergleicht den Sprung von der Kunst vor der KI zur Kunst danach mit der Erfindung der Fotografie, der den Raum für abstrakte Kunst überhaupt erst geöffnet hatte, weil sich die Kunst weiterentwickeln musste, aber auch konnte.

Die Schülerinnen, die aus einer Reihe von Bewerbungen durch eine Jury des Berliner Vereins mathematisch-naturwissenschaftlicher Exzellenz-Cluster an Schulen ausgewählt wurden, sind auf Einladung des Willms nach Delmenhorst gekommen. Lehrer Klaas Wiggers, der den Cluster am Willms leitet und selbst in Oldenburg lebt, hatte die Ausstellung besucht und direkt Kontakt zu beiden Künstlern aufgenommen. Zudem hat er federführend am Programm der einwöchigen Tagung gearbeitet und die Finanzierung sichergestellt. Untergebracht sind die Schülerinnen im Hotel, bezahlt von der EWE-Stiftung. “Das sind für viele Schüler ganz neue Erfahrungen. Und eine gute Werbung für Delmenhorst ist das auch”, sagt Wiggers. Neben der KI-Kunst stehen dieser Tage auch Besuche beim Bremer Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und Gespräche über Ethik in der KI auf dem Programm.

Willms weit vorne

Das Willms habe sich unterdessen bundesweit einen Namen als Schule gemacht, der die Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen besonders wichtig ist, so Wiggers. Im vergangenen Juni war eine Reihe von Schülern und Lehrkräften nach Delmenhorst gereist, um zu überlegen, wie KI künftig in den Schulunterricht eingebaut werden könne. Dazu gab es Input von Professoren und Spezialisten, die an Universitäten und Instituten dazu forschen und nachdenken. “Wir arbeiten uns von der Basis nach oben”, sagt Wiggers. Denn eine Initiative durch die Landesregierung gebe es in der Größenordnung bislang nicht, das Willms arbeitet freiwillig und aus eigenem Antrieb an der eigenen Zukunft.

Zur Sache

Der Exzellenz-Cluster MINT

Ganze 341 Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet sind mittlerweile im Exzellenz-Cluster MINT vereint. Bereits im Jahr 2000 war die als Verein eingetragene Organisation auf Initiative der Arbeitgeberverbände gegründet worden, um die Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in den Schulen stärker zu verankern und Schüler für die Fächer zu begeistern und zu fördern. Weil in den MINT-Disziplinen Frauen schon beinahe traditionell unterrepräsentiert sind, liegt ein besonderes Augenmerk auf der Förderung von Schülerinnen. In dem Netzwerk tauschen sich die Schulen aus und laden gegenseitig zu Tagungen und Kongressen – für Schüler wie auch für Lehrkräfte – ein, um im Austausch Wege und Lösungen zu suchen, um die MINT-Fächer insgesamt zu stärken.