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Homepagereihe: Antike – neu entdeckt!

6. Februar 2024 | Fachgruppe Latein

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Lieber Marcus Tullius Cicero,

 wir möchten uns Ihnen kurz vorstellen: Wir sind der Lateinkurs des 8. Jahrgangs des Willms-Gymnasiums. Vor einigen Wochen haben wir uns im Unterricht mit Ihnen beschäftigt – genauer gesagt: Mit Ihrer Rede gegen Lucius Sergius Catilina!

Die Rede hat uns richtig gut gefallen! Wie Sie es schaffen, Catilina nur mit Ihren Worten in die Ecke zu drängen – das ist schon richtig beeindruckend! Unser Lateinlehrer hält diese Rede immer noch für eine der besten Reden, die jemals gehalten wurden!

Wir sind jetzt neugierig geworden und würden gerne mehr über Sie erfahren. Sie scheinen ja ein richtiger Superstar der Antike zu sein! Wären Sie also bereit, uns einige Fragen zu beantworten?

Sie sind ja doch, wenn wir das so sagen dürfen, sehr stolz auf Ihre Karriere als Politiker und Redner: Woher rührt dieser Stolz?

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Natürlich bin ich stolz auf meine Karriere! Ich kam als homo novus – also als ein Mann, dessen Vorfahren bisher keine Bedeutung in der Politik hatten – und ging als anerkanntester Redner meiner Zeit. Ich weiß nicht, warum ich nicht stolz darauf sein sollte! Ich habe es geschafft, die höchsten Posten der Ämterlaufbahn zu erringen – das können nicht viele von sich behaupten! Ich habe mir alles selbst erarbeitet. Das erfüllt mich mit viel Stolz!

Auch heute gelten Sie noch als einer der besten Redner, die es jemals gab: Wo haben Sie eigentlich gelernt, so gute Reden zu halten?

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Meine Schulbildung erhielt ich in Rom, aber erst später, bei meinem Studienaufenthalt in Griechenland, lernte ich, solche Reden zu halten. Und ansonsten lernt man es nur durch Reden halten – somit haben mich einige meiner frühen Reden noch weiter vorangebracht und ich konnte mich immer mehr verbessern und an der Qualität meiner Reden arbeiten.

Und mit welcher Rede gelang Ihnen der Durchbruch als Redner?

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Wenn ich mich richtig erinnere, war mein Durchbruch 70 v. Chr. bei einer Korruptionsanklage gegen den ehemaligen Statthalter Verres. Diese Rede war so fantastisch, dass der Angeklagte freiwillig ins Exil floh und das noch, bevor der Prozess überhaupt zu Ende war. Ist das zu glauben? Ich war einfach super!

Kommen wir einmal zu Lucius Sergius Catilina: Das ist ja – da werden Sie uns sicherlich Recht geben – ein richtiger Erzfeind von Ihnen! Aber erklären Sie uns doch mal, was Sie eigentlich gegen Catilina haben!

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Naja, ich hatte herausgefunden, dass Catilina im Jahr 63 v. Chr. eine Verschwörung geplant hatte und einige von uns führenden Politikern durch seine Privatarmee töten lassen wollte. Das ging mir als Konsul mächtig gegen den Strich. Dass ich dann später aufgrund meiner Bemühungen, dies zu stoppen, verbannt wurde und danach nie wieder meine alte Position zurückerlangte, passte mir auch überhaupt nicht!

Und als Sie schließlich Ihre berühmte Rede gegen Catilina gehalten haben, da haben Sie eine riskante Strategie gewählt: Können Sie uns erklären, warum Sie diese wählen mussten und worin diese riskante Strategie bestand?

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Das stimmt, die habe ich gewählt. Ich habe Catilina und seine Anhänger direkt mit einer Rede angegriffen, obwohl ich keine handfesten Beweise hatte. Doch ich sah keine andere Möglichkeit, ich musste diese Verschwörung ja schließlich irgendwie stoppen und zudem den Senat darüber informieren.

Nun, Ihr Ende war ja überhaupt nicht schön: Wieso haben Sie am Ende Ihres Lebens Kopf und Hände verloren?

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Mein Ende? Daran möchte ich eigentlich nicht zurückdenken, aber nun gut. Nach Caesars Tod, der sich ja – wie ihr wahrscheinlich wisst – zum Diktator auf Lebenszeit ernannt hatte, hoffte ich auf die Wiederherstellung der Republik, doch ich wurde in den Wirren des Bürgerkriegs im Dezember 43 v. Chr. brutal ermordet von Anhängern Caesars. Sie sahen es als Triumph und stellten meine Hände und meinen Kopf auf die Rednerbühne – als Bloßstellung. Als ich das von hier aus gesehen habe, war ich ganz außer mir!

Obwohl Sie schon tot sind, leben Sie auch heute noch in unserer Welt weiter – so werden Sie auch als „Vater des europäischen Vaterlandes“ bezeichnet: Wieso bezeichnen Sie die Menschen heute so?

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Während meiner Verbannung brachte ich den Römern die griechische Philosophie näher und brachte sie dazu, sich dieser Kultur mehr zu öffnen. Somit verschmolzen diese miteinander und das Erbe dieser griechisch-römischen Kultur prägt Europa noch bis heute. Daher kommt mein ruhmreicher Beiname: pater Europae – ihr wisst ja, was das heißt!

So nun muss ich aber wieder los und weiter an meinen Reden pfeilen. Es hat mich gefreut, mit euch zu sprechen!

Das Interview führten Marlen Bartneck und Mara Nike Friese.