In den letzten beiden Jahren haben wir den 30. Jahrestag des Mauerfalls und der Wiedervereinigung gefeiert. Große Veranstaltungen und große Reden erinnerten an dieses tatsächlich große Ereignis.
In diesem Jahr möchten wir den 31. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung, den wir am Sonntag feiern werden, dazu nutzen, eben nicht auf diese Feierlichkeiten zu schauen. Vielmehr wollen wir den Blick auf das Leben in der DDR lenken. Dazu haben wir Peter Keup, einen DDR-Geflüchteten, zu uns ans Willms eingeladen, damit er den Schülerinnen und Schülern des 11. Jahrgangs in einem Zeitzeugengespräch seine Sicht auf die DDR vermittelt.
Nachdem Peter Keups Familie einen Ausreiseantrag gestellt hatte – die Großeltern lebten in Essen –, änderte sich sein Leben. Er durfte zwar die 10. Klasse beendet, aber danach musste er die Schule verlassen. Das Abitur und ein Studium wurden ihm verboten. Peter Keup musste sich eine Arbeit suchen, aber der gestellte Ausreiseantrag grenzte ihn aus der Gesellschaft aus. 1981 war in dem 23-Jährigen der Entschluss gereift, die DDR illegal zu verlassen. Dieser Fluchtversuch scheiterte allerdings und nach dreimonatiger Einzel- und Untersuchungshaft wurde er zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt.
Peter Keup schilderte den anwesenden Schülerinnen und Schülern eindrucksvoll, wie er in Einzelhaft leben musste – ohne Kontakte zu anderen Menschen. Er berichtete von den Verhören und den Versuchen, ihn zur Kooperation zu bewegen. Berührend war seine Beschreibung, als er seine Mutter nach mehreren Monaten wiedersehen durfte.
Peter Keups Haft endete damit, dass ihn die BRD freikaufte und er nach Essen zu seinen Großeltern durfte.
Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei Peter Keup, dass er den Schülerinnen und Schülern des Willmsgymnasiums diese privaten und historischen Einblicke in sein Leben gegeben hat. Geschichte wird dadurch menschlich und Schulbuchseiten werden mit Leben gefüllt.