Aus wissenschaftlicher Sicht besteht für Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner kein Zweifel: „Der Klimawandel ist menschengemacht.“ Bei seinem Vortrag im Willms-Gymnasium führte der Meeresbiologe des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven am Montagvormittag vor rund 280 Besuchern aus, wie er zu diesem Fazit kommt – und was das für die Zukunft bedeutet.
Pörtner kennt sich bei dem Thema mit weit mehr als nur den Ozeanen aus. Beim Weltklimarat ist er Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II „Folgen, Anpassungen und Verwundbarkeit“ und hat den “Sonderbericht 1,5 Grad Celsius globale Erderwärmung” mitgeschrieben. Doch erst mit dem sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) würden die größeren Zusammenhänge der verschiedenen Fachgebiete erkennbar und man könne deutliche Aussagen machen. Kurz gesagt: „Die gesamte Biologie des Planeten ist betroffen.“
Als aktuelles Beispiel führte Pörtner die Waldbrände in Australien an. Hier würden die Auswirkungen des Klimawandels bereits sichtbar: “Australien ist der erste Kontinent, der brennt.”
Mit bis zu 42 Grad Celsius hätten auch die Sommertemperaturen ungeahnte Ausmaße angenommen. „Das Land ist unter Druck, es wird nicht nachhaltig genutzt“, schlussfolgerte Pörtner. Denn die Bevölkerung wachse besonders in Trockengebieten stark, die infolge für Ackerbau und Viehzucht zu viel bewässert würden. „Das sind Trends, die uns auch ohne Klimawandel Sorgen machen sollten“, sagte er. Dabei könnte auch die Landwirtschaft selbst ohne diesen produktiver sein. So stünden jedoch die Nahrungsversorgung und die Gesundheit infrage. Allein an der Hitzeperiode 2018 seien in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts etwa 5000 Menschen gestorben.
Mit Blick auf die Ozeane zeichnete Pörtner ebenfalls ein düsteres Bild. Der pH-Wert sinke ebenso wie der Sauerstoffgehalt, steigen werde dagegen der Wasserpegel. Hinzu komme die Gletscherschmelze und die Vermüllung durch Plastik. Das führe unter anderem zu einem Rückgang der Korallenriffe, auch Fischbestände würden reduziert und zurückgedrängt. „Da kann man nicht einfach auf die Bremse treten, das wird über Jahrzehnte träge weiterlaufen“, sagte er voraus. Im 20. Jahrhundert sei der Meeresspiegel bereits um 15 Zentimeter gestiegen.
Doch müsse die Menschheit so schnell wie möglich anfangen zu handeln, damit die Temperatur nicht über 1,5 Grad Celsius und der Meeresspiegel nicht über einen Meter ansteigt. „Es gibt Kipppunkte im System. Man weiß aber nicht genau, wo“, merkte er an. Doch mit diesen Werten lasse es sich noch schaffen, die Systeme zu erhalten. Dafür müssten bis 2030 die Emissionen um 45 Prozent reduziert werden, bis 2050 dürften es keine weiteren mehr sein. Doch nicht nur der CO2-Ausstoß müsse reduziert werden, ebenso der von Methan und Stickoxiden. „Man muss der Natur wieder Raum geben und sie schützen“, betonte Pörtner.
Politik und Regierungen müssten dabei eine Führungsrolle übernehmen und nicht etwa fossile Energien subventionieren. Die aktuellen Verpflichtungen würden allerdings zu einer Erwärmung um drei Grad Celsius führen. Genauso hätten Produzenten und Verbraucher Verantwortung, nachhaltig mit dem Planeten umzugehen: „Die Hitzeextreme sollten Motivation sein, die Trägheit aufzugeben.“