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Sie debattieren über Künstliche Intelligenz

24.11.21 | NWZ

Vorherige Pressebeiträge

Drei Bundestagsabgeordnete, ein Landtagsabgeordneter und geballte Expertise aus der Forschung – dieses Aufgebot hätte auch an eine Universität gepasst, am Dienstag richtete es sich an die Abiturienten des Willms-Gymnasiums.

Ein Projekttag rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) markierte gleichzeitig den Start einer neuen Partnerschaft. Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (Fraunhofer IAIS) will sein Wissen rund um KI stärker in Schulen einbringen. Mit konkreten Berufsperspektiven geht es auch darum, den Nachwuchs für das Thema zu begeistern. Der Projekttag hatte für das Fraunhofer IAIS und das Willms Pilot-Charakter, andere Schulen aus ganz Deutschland könnten diesem Beispiel aus Delmenhorst vielleicht folgen.

„Künstliche Intelligenz wird in den kommenden zehn bis 15 Jahren einen enormen Stellenwert haben. Es wird praktisch kein Berufsfeld geben, in dem unsere Schüler damit nicht in Berührung kommen werden“, sagte Schulleiter Stefan Nolting zum Auftakt der Diskussion. Das Fraunhofer IAIS wolle deshalb mehr Spitzenforschung in die Schulen bringen. Nolting weiter: „Wenn das Willms für diese Entwicklung in Niedersachsen eine Keimzelle wird, wäre das wundervoll.“

Maximilian Poretschkin, der beim Fraunhofer IAIS gerade an einem Prüfverfahren für zertifizierte KI arbeitet, zeichnete das Bild von großen technischen Möglichkeiten. Der Prozess, in dem Staat und Gesellschaft mit Regulierungen den Gestaltungsspielraum definieren, habe aber gerade erst begonnen. „Es gibt keine Möglichkeit, mit KI ethische Grundsatzfragen zu klären“, stellte der promovierte Experte klar.

In der Europäischen Union spielt laut Poretschkin ein risikobasierter Ansatz eine zentrale Rolle. Demnach gebe es klar unakzeptable Technologien wie das „Social Scoring“ in China. Dabei werden Bürger etwa beim Ignorieren einer roten Verkehrsampel per Gesichtserkennung identifiziert und erhalten Punktabzüge, die dann zu Nachteilen bei der Suche nach der nächsten Wohnung führen können.

„Künstliche Intelligenz, die Produktionsfehler in einer Fabrik erkennt, ist hingegen unbedenklich. Da geht es nicht um personenbezogene Daten, und es können auch keine riesigen Schäden entstehen“, erläuterte Poretschkin. Für die Regulierung interessant sei der Bereich zwischen diesen beiden Polen. Da gehe es etwa darum, wie die Gesellschaft eine automatisierte Analyse von Röntgenbildern als Unterstützung für den Arzt bewertet.

Das sagen die Politiker zur Künstlichen Intelligenz

Was dazu noch wichtig ist

Mit Susanne Mittag (SPD), Christina-Johanne Schröder (Grüne) und Christian Dürr (FDP) saßen drei Bundestagsabgeordnete aus dem hiesigen Wahlkreis auf dem Podium, die wohl bald Teil der Regierungskoalition sind. Auf Landesebene ist dies in Niedersachsen Deniz Kurku (SPD) bereits, der selbst Schüler am Willms war.

Für Dürr ist das Fraunhofer-Institut mit seiner Grundlagenforschung im Bereich KI ein internationales Alleinstellungsmerkmal für Deutschland und Europa. Nun gelte es, diesen Wettbewerbsvorteil auch zu nutzen. „Europa ist ein riesiger Markt, der internationale Standards setzen kann“, argumentierte der FDP-Politiker. Es dürften nicht die Fehler der 1990er-/2000er-Jahre wiederholt werden, als US-Konzerne durch ihren technologischen Vorsprung bei der Digitalisierung auch in Europa flächendeckend ihre Produkte ausrollten.

Für Schröder braucht es bei der KI dringend staatliche Regulierung. „Das muss kein Innovationshemmnis sein. Wir als Grüne sagen: Das gehört sich so. Ein Produkt muss sicher sein“, betonte die frisch gewählte Bundestagsabgeordnete.

Lehrer Klaas Wiggers, als Koordinator des Mint-Bereichs an der Vorbereitung des Projekttags beteiligt, versuchte, den Politikern bei den Ampel-Gesprächen in die Karten zu gucken: „Wird es für die KI und die Digitalisierung ein eigenes Ministerium geben?“ Während Dürr um Geduld bat, bis der Koalitionsvertrag steht, übernahm Sozialdemokratin Mittag das Antworten: „Die Digitalisierung wird in vielen verschiedenen Etats der Regierung eine zentrale Rolle einnehmen. Die Bedeutung hängt von der Höhe dieser Ausgaben ab und weniger von einer Person oder einem Amt.“