“Miteinander reden, das ist das Wichtigste”, erklärte Franz Müntefering am Donnerstag zu Beginn seines Vortrags am Gymnasium an der Willmsstraße: “Nur wenn man miteinander ins Gespräch kommt, kann der unumgängliche Wandel in der Gesellschaft gestaltet werden.” Denn in der heutigen Zeit gebe es viele Probleme, die nur gemeinsam gelöst werden könnten.
Müntefering wünscht sich mehr internationale Zusammenarbeit
Das verdeutlichte der ehemalige SPD-Vorsitzende und Vizekanzler in seiner Rede zum Thema Generationengerechtigkeit vor großem Publikum im Forum des Willms. Um drängende Herausforderungen wie den Klimawandel und die wachsende Bevölkerung zu bewältigen, sei eine internationale Zusammenarbeit – mindestens auf europäischer Ebene – erforderlich, betonte der 79-Jährige: “Nationale Regelungen helfen da meistens nicht weiter.”
Müntefering sieht die Rente in Zukunft gesichert
Das gelte auch für den Generationenvertrag und die Sicherung der Rente, auf die Müntefering in seiner Rede ein besonderes Augenmerk legte. “Die Ungleichheit in der Altersstruktur ist ein Problem. Auf absehbare Zeit wird es zu wenige Arbeitnehmer geben, die die Rentner finanzieren.” Als Ausweg sieht Müntefering nur die Steuerkasse: “Man könnte zum Beispiel Geld aus einer Finanztransaktionssteuer nehmen, um auch dem Geldhandel endlich einen Riegel vorzuschieben.” Dafür bedürfe es allerdings einer internationalen Bestimmung: “Ansonsten schottet sich Deutschland von den anderen Ländern ab.” Insgesamt sei man beim Thema Generationenvertrag aber “auf einem guten Weg”, wie Müntefering betonte.
Generell rief der ehemalige Politiker die Zuhörer dazu auf, die Veränderungen aktiv mitzugestalten: “Nur wenn man sich beteiligt, kann sich auch etwas verändern.“ Auch Jugendliche sollten sich engagieren und für die Sicherung ihrer Zukunft einstehen: “Von der Jugend können wir Älteren gerade in der Digitalisierung noch viel lernen. Aber man muss ihnen auch helfen”, sagte Müntefering.
Müntefering kann sich erneuten Besuch in Delmenhorst vorstellen
In einer anschließenden Diskussion, die von zwei Schülern und zwei Lehrern des Willms geleitet wurde, stellte sich der ehemalige SPD-Politiker den weiteren Fragen des Publikums. Schülerin
Anna forderte Müntefering dazu auf, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen: “Unterstützen Sie uns, wenn wir für unsere Rechte auf die Straße gehen.” Ähnlich wie die junge schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg stellt sich Anna vor, auch in Delmenhorst zu demonstrieren. “Wenn Sie das weiter vorantreiben, komme ich gerne noch mal hierher”, versprach der 79-Jährige. Zum Abschluss der lebhaften Diskussion brachte Müntefering zum Ausdruck: “Ich bin kein gnadenloser Optimist, aber ich blicke positiv in die Zukunft.”
Weitere vier Vorträge am Willms geplant
Der Vortrag von Müntefering am Willms war der Auftakt der Vortragsreihe „Begegnungen“, die an vier weiteren Terminen fortgesetzt wird. Das nächste Mal wird am 7. Mai Ferdinand Kichhof, ehemaliger Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, am Gymnasium zu Gast sein. Weitere Gäste werden Karl Graf Stauffenberg, Gregor Gysi und Henning Scherf sein. “Wir hoffen, damit auch die Jugendlichen wieder mehr für Politik zu begeistern”, erklärte Schulleiter Stefan Nolting.