Willms Gymnasium

Gymnasium an der
Willmsstraße
Willmsstraße 3
27749 Delmenhorst
Tel.: 04221/58 676 0

Außenstelle der
Jgg. 8, 9 und 10
Königsberger Str. 65
27755 Delmenhorst
Tel.: 04221/58 676 50

Historischer Stadtrundgang des 10. Jahrgangs

27. Januar 2025 | Fachgruppe Geschichte

Das Jahr 2025 ist kein gewöhnliches Jahr. Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst. Somit wäre es dieses Jahr der 80 Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus.
Um allen Menschen zu gedenken, die durch das NS-Regime verfolgt und verstorben sind, wurde 1996 der 27. Januar als Gedenktag an alle durch den Holocaust Verstorbenen in Deutschland und international ab 2005 durch die Vereinten Nationen eingerichtet. Dieser Tag ist nicht nur den in Europa ca. 6 Millionen verstorbenen Jüdinnen und Juden gewidmet, sondern allen Menschen – wie Sinti und Roma, Pol:innen, sowjetischen bzw. alliierten Kriegsgefangenen und anderen Menschen, die aus rassistischen oder ideologischen Gründen der Nationalsozialisten in Konzentrations- & Vernichtungslagern getötet wurden. Der 27. Januar wurde als Gedenktag gewählt, da an diesem Tag im Jahr 1945 das größte Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im ehemaligen Generalgouvernement (Polen), mit etwa 1,1 Millionen Menschen, die dort getötet wurden, durch die Rote Armee befreit worden ist. Somit ist der 27. Januar dieses Jahres ebenfalls der 80 Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Als Schüler:innen des 10. Jahrgangs begaben wir uns mit unseren Geschichtslehrkräften auf einen historischen Stadtrundgang durch die Delmenhorster Innenstadt. Dort besuchten wir die Stolpersteine jüdischer Familien, die durch die Nationalsozialisten verfolgt und getötet worden sind und vor ihrer Deportation an dem Ort in Delmenhorst lebten, an dem jetzt die Stolpersteine an sie erinnern.
Wir nahmen uns die Zeit, etwas über die vier Familien (Rothschild, Goldschmidt, Bandel und Fink) im damaligen Delmenhorst zu erfahren und die Stolpersteine aus Messing zu putzen. Ebenfalls hatten wir Rosen und Kerzen dabei, welche wir neben die Steine mit ihren Namen platzierten. Dadurch, dass wir die Steine wieder besser lesbar machten, haben sogar einige Fußgänger*innen lesen können, was auf den Steinen steht. Der Erfinder der Stolpersteine hat beabsichtigt, dass man sich vor den Opfern verbeugen muss, um die Aufschrift zu lesen.

Außerdem gingen wir zur ehemaligen Synagoge, welche bei der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 durch die SA und andere Nationalsozialisten angezündet wurde. Die Feuerwehr wurde daran gehindert, sie zu löschen und sollte lediglich anliegende Gebäude schützen. Auch heute noch gibt es die Jüdische Gemeinde hier in Delmenhorst, welche wir ebenfalls von außen gesehen haben. Die Gemeinde hatte es vor allem nach dem Boykott jüdischer Geschäfte sehr schwer.

Am Delmenhorster Bahnhof steht ein Mahndenkmal in Form eines spiegelnden Wegweisers, welcher die Entfernung des Bahnhofs zu Orten ehemaliger Konzentrationslager darstellt. Früher wurden solche Wegweiser von Lokführern genutzt, um die Richtung und Entfernung eines KZs für die Deportation der Menschen zu erkennen.
Während diese Wegweiser früher meist für die Bürger*innen unschuldig schienen und diese geschriebenen Orte und Entfernungen meist keine Bedeutung hatten, weiß man heute, dass sie ebenfalls für die Verbrechen des NS-Regimes standen. Heute werden sie als Mahndenkmale wiederhergestellt, um an die Deportationen während des Holocausts zu erinnern.

Der frühere Bundespräsident Roman Herzog richtete sich im Januar 1996 mit einem klaren Appell an die deutsche Bevölkerung, was zum Gedenktag am 27. Januar führte:
„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“

Der 27. Januar soll somit jedes Jahr ein Tag des Gedenkens sein, um alle späteren Generationen nach uns über diese Verbrechen aufzuklären, da es schon bald keine Zeitzeug:innen mehr geben wird. Es ist ein Aufruf zur Aufklärung und zum Hinschauen, nicht zur Ignoranz und zum Wegschauen.

Dieser Artikel wurde von Jonas Luttner (10a) geschrieben, lektoriert von Daniela Köhler.