Nach der Anspannung die große Erleichterung – Johannes Holzenkämpfer war sichtlich gelöst, als am Sonnabend die zweite und letzte Vorstellung von „Wenn ein Stern fällt…“ am Willms-Gymnasium beendet war. Je 250 Zuschauer wollten sich sein Erstlingsstück des ehemaligen Schülers mit verschiedenen AGs der Schule nicht entgehen lassen.
„Man fiebert die ganze Zeit mit, spricht, singt alles mit“, gab der Autor Einblicke, wie er die beiden Aufführungen erlebte: „Ich bin so dankbar, dass die Schule das gemacht hat.“ Schon das Schreiben habe ihm viel Freude bereitet. Doch es nun auf der Bühne zu sehen mit Akteuren, die er schon so lange kenne und schätze, das sei noch einmal etwas ganz Besonderes gewesen.
Angelehnt ist „Wenn ein Stern fällt…“ an das Märchen „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von Hans Christian Andersen. Holzenkämpfer hat das Stück ergänzt und erweitert. Behalten hat er das arme Mädchen (Freitag: Ineke Tönjes, Samstag: Kira Partheil), das verzweifelt versucht, die Schwefelhölzer zu verkaufen, um etwas Geld nach Hause zu bringen; und trotzdem bereit ist, zu teilen. Hinzu kommt ein Knabe (Matteo Kirchhoff/Hannah Harbrecht) aus wohl situiertem Hause, dessen Eltern für Armut nichts übrig haben. Auf der Straße treffen diese beiden Welten nun aufeinander.
Ausgeschmückt wurde das Musical mit viel Gesang, die Lieder gaben vor allem Einblicke in das Innenleben der jeweiligen Akteure: Hier das Mädchen, das sich ein Zuhause, Unterstützung, Gesellschaft wünscht. Da der Knabe, dessen Weltbild durch diese Begegnung ins Wanken gerät. Dass Armut eben nicht mit einem schlechten Charakter verbunden ist. Es ist eben diese charakterliche Entwicklung verbunden mit den elterlichen Konflikten, mit denen Holzenkämpfer dem Märchen seine eigene Note aufdrückt. Und, so viel sei verraten: Der Geschichte am Ende noch ein glückliches Ende verleiht.
Damit verleiht Holzenkämpfer der Erzählung auch noch einmal einen neuen Aspekt der Gesellschaftskritik. Er thematisiert nicht nur die schwierigen Lebensumstände mittelloser Menschen. Viel mehr geht er auf die Mitverantwortung der Wohlhabenderen für die Situation eben dieses Milieus ein. Dabei gelingt es ihm, trotz des ganzen Trübsals noch eine positive, optimistische Botschaft zu vermitteln. „Ein Fest auf das Leben“, wie es in dem Musical selbst heißt. Dass die Umsetzung auf der Bühne gelang und ein zwischenzeitlich mitreißendes Drama schaffte, war mitunter den Leistungen und der Leidenschaft der Schauspieler und Sänger zu verdanken.
Dabei reihten sich auch die Anpassungen, die an dem Stück vorgenommen wurden, um noch mehr AGs in das Musical einzubeziehen, nahtlos in das Gesamtwerk ein. Gruppen wie Theater, Facepainting, Licht- und Ton, Bühnenbau, Backstage, Band oder Chor waren ohnehin mühelos integrierbar. Doch die Poi- und Stomp-AG boten ebenso gekonnte Einlagen, die dem Musical eine zusätzliche Variabilität verliehen – und trotzdem nicht losgelöst davon wirkten. Angesichts dieser beachtlichen Leistung durften alle der rund 120 Beteiligten am Ende mächtig stolz auf sich sein. Die wurde auch vom Publikum entsprechend gewürdigt.
Die Umsetzung seines Erstlingswerks final auf der Bühne zu sehen, war auch für Autor Holzenkämpfer ein emotionales Ereignis. „Man hat ja alles auf den Punkt im Kopf. Da merkt man jeden falschen Ton und jedes falsche Wort – und ist dann doch erstaunt, wie gut das trotzdem harmoniert“, sagte er erleichtert und verriet: „Mir sind bei beiden Aufführungen die Tränen gekommen.“