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Am Willms in Delmenhorst Aktivist beschreibt den Kampf gegen Kinderarbeit

06.11.19 | NOZ/Delmenhorster Kreisblatt

Vorherige Pressebeiträge

Pascal Masocha ist ganz nah dran: Als Direktor der Koalition gegen Kinderarbeit in Simbabwe setzt er sich für die Kinderrechte in seinem Land ein, allem voran die Bildung. Bei seiner Deutschlandreise klärte er auch im Willms-Gymnasium über das Thema auf.

Regina Hewer reichte eine Frage, um den Elftklässlern des Willms-Gymnasiums am Dienstagmittag ein Gefühl für die missliche Lage vieler Jugendlicher in Simbabwe zu geben. Sie wollte nur das Alter der Schüler wissen – 15, 16, 17 Jahre? „Glückwunsch, ihr hättet jetzt schon vier Kinder und säßet zuhause“, sagte die Vertreterin der Kindernothilfe terre des hommes Delmenhorst-Ganderkesee in Richtung der Mädchen, die Jungs würden den ganzen Tag auf dem Feld verbringen: „Das ist eine andere Arbeit als hier die Waschmaschine auszuräumen.“

Das ein oder andere verlegene Kichern ging durch die Aula der Schule, doch war den Jugendlichen vor allem die Verlegenheit über diesen Vergleich aus den Gesichtern abzulesen. Pascal Masocha kommt aus Simbabwe und setzt sich dafür ein, dass Kinder dort ähnliche Bildungschancen erhalten wie die Jugendlichen am Willms. Er ist Direktor der Koalition gegen Kinderarbeit in Simbabwe (Caclaz), die von terre des hommes unterstützt wird. Während seiner Deutschlandreise informiert er über Kinderarbeit in Simbabwe und sprach am Dienstag auch mit den Willms-Schülern.

Verletzung mehrerer Rechte

Gleich zu Beginn stellte Masocha in seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag klar: „Kinderarbeit ist Verletzung mehrerer Rechte.“ Neben der Bildung werde ihnen auch das Recht genommen, gesund aufzuwachsen. Doch obwohl Kinderarbeit für Kinder unter 14 Jahren gänzlich illegal und bis 16 Jahren nur mit Sondergenehmigung erlaubt sei, funktioniere die Umsetzung nicht: „Das Gesetz ist gut, aber die Umsetzung ist das Problem.“ Die Behörden hätten nicht ausreichend Kapazitäten und Inspektoren, um die Unternehmen zu überprüfen. Korruption und geringe Budgets für die sozialen Sektoren täten ihr übriges.

Hinzu komme, dass rund 90 Prozent der ökonomischen Aktivitäten informell stattfinde – das erschwere die Überprüfung. Mit rund sieben Millionen Kindern sei fast die Hälfte der Bevölkerung minderjährig, jedes Fünfte arbeite, sagte Masocha. In den überwiegend ländlich geprägten Gegenden diene die Landwirtschaft vielen Familien als Haupteinnahmequelle. „Die Eltern schaffen es aber nicht, genug zu produzieren und zu verkaufen“, führte er weiter aus. Deshalb müssten die Kinder mit anpacken, statt zur Schule zu gehen. Hinzu kämen Schwierigkeiten durch den Klimawandel mit nicht mehr ausreichendem Niederschlag. In den oft streng patriarchalisch organisieren Gemeinschaften hätten Mädchen zudem oft einen geringeren Stellenwert und würden bereits im Alter von elf Jahren zwangsverheiratet.

Nahrungsarmut größtes Problem

Nahrungsarmut bezeichnete Masocha als eines der stärksten Probleme Simbabwes: „Kinder im Grundschulalter sind besonders betroffen von Mangelernährung und Hunger.“ Deshalb versuche Caclaz, die Kinder über verschiedene Programme wieder ins Schulsystem zu integrieren. Dafür unterstütze die Organisation mit Ausstattung für den Unterricht, gebe den Familien Geld zur Rinderzucht, um das Vieh später zu verkaufen und so wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen. Zudem leisteten die Sozialarbeiter Aufklärungsarbeit in den Gemeinschaften. Rund 3500 Kinder betreut die Organisation Masocha zufolge auf diesem Wege. „Wenn sie eine zweite Chance kriegen, schaffen es die meisten Kinder“, berichtete er von Erfolgsgeschichten. Manche hätten inzwischen Universitätsabschlüsse und könnten ihre Familien durch besser bezahlte Arbeit unterstützen.

Was jeder einzelne auch in Deutschland tun kann, um Kinderarbeit in Simbabwe ein Ende zu bereiten? Keine Produkte kaufen, die von Kindern produziert werden, meinten die Experten. Der wirtschaftliche Schaden für die Unternehmen sei effektivere Bestrafung als Gefängnis. Das Fairtrade-Siegel etwa lasse auf soziale Mindeststandards schließen. Neben Spenden sei es auch möglich, sich selbst im sozialen Bereich zu engagieren.